Donnerstag, 3. April 2014

Wenigstens pünktlich auf dem Sofa

Was kann eigentlich ein ausgebildeter Fußballlehrer dafür, wenn alle Sportjournalisten die Lektüre der Boulevardzeitungen ("Aber nur wegen des Sportteils!") für ihre Pflicht, aber das Stellen von intelligenten und eventuell sogar Fachfragen nicht mehr beherrschen? Muss er sich da beherrschen? 


Bitte das Kleinhirn auch.

(Foto (c): Thomas Ottensmann)

Warum plappern eigentlich alle von uns Guckern durch Gebühren- und anderem Bezahlfernsehen fürstlich entlohnten Sportjournalisten das nach, was Boulevardjournalisten polemisch und provokativ im Namen der Auflage und Stammtische vorformulieren? Weil selber denken aus der Mode gekommen ist? Zu anstrengend? Zu anspruchsvoll? Weil Fußballgucker ja durch die Bank eh so blöd sind, dass sie blöken? 

Sind TV-Experten eigentlich aus irgendeinem anderen Grund TV-Experten, als dass sie prominent sind oder mal waren und weil sie dabei den ein oder anderen Ball zuviel mit dem Kopf gehalten haben? Mehmet Scholl nehmen wir da mal raus. Denn ab und an dürfen auch intelligente Menschen (wenn auch mit fragwürdigem Humor) vor die Kamera. 

Noch Fragen? Ja. Müssen Fußballlehrer, die sich nach dem Spiel neben den TV-Leuten auch noch 20 anderen Dummköpfen zum Interview stellen (müssen) da die Contenance bewahren? Warum? Weil sie prominent sind? Weil in ihrem durchaus fürstlichen Gehalt das Schmerzensgeld für solche Torturen schon drin sind? Gegenfrage: Gibt es eigentlich nach Staubsaug- und Rasenmäh- endlich in Bälde auch den Trainerroboter? Alles richtig gemacht, Jürgen Klopp, da capo!

So. Jetzt ist das raus. Apropos. Wie der BVB aus der Champagnerliga. Aber warten wir's ab: Ab der nächsten Woche hoffen alle Sportjournalisten nachplappernd auf das "Wunder von Dortmund". Dann wird nicht mehr von smarten Grinsrüben gefragt "Das war's, oder?", sondern "Vielleicht geht da noch was: Wollen Sie die Chance, die eigentlich nicht da ist, beim Schopfe packen?" Schade, dass Hans Meyer nicht mehr im Geschäft ist. Der hätte geantwortet: "Nein, das Ding ist durch. Ich bin froh, wenn es vorbei ist. Dann bin ich wenigstens pünktlich auf dem Sofa." 

Heute pfui, morgen hui und übermorgen umgekehrt. So ist das Geschäft. Zum Ausflippen. Am besten schenkt man sich als fußballinteressierter Mensch das ganze Brimborium von Vor- und Nachberichterstattung, spart sich den ganzen Interviewquatsch am Spielfeldrand und vor allem später in deutschen Häusern und TV-Studios. Und schaltet erst direkt zum Anpfiff ein und als erstes den Ton aus.

Außer wenn Wolff Christoph Fuss kommentieren darf. Aber der kommentiert ja unter Verschluss. Und dann auch nur die zweitgeilsten Spiele. Und nach dem Abpfiff und winkenden Spielern (wahlweise auch mit Hängeköpfen) schaltet man am besten ganz schnell aus. Dann sind wir widder da, wo's nicht wehtut. Beim Spiel. Auf'm Platz. 90 Minuten. Sieg oder Niederlage. Denn da isses entscheidend. Nicht in den Köpfen der Medienmenschen, die daraus ja nur Quote und Kohle generieren wollen. Punkt. Ich habe fertig. Thema verfehlt? Womöglich. Musste abba mal raus. Und zwar dringend.

Die Ergebnisse des 29. Spieltags der langweiligsten Bundesliga aller Zeiten:

HSV - Bayer 04 Leverkusen 0:3
VfB Stuttgart - SC Freiburg 1:1
Werder Bremen - Schalke 04 1:4  
1. FC Nürnberg - Borussia Mönchengladbach 2:0
FC Augsburg - Bayern München 3:2
Eintracht Frankfurt - FSV Mainz 05 1:2
Borussia Dortmund - VfL Wolfsburg 1:3
Eintracht Braunschweig - Hannover 96 1:0
Hertha BSC - 1899 Hoffenheim 2:4

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