Eigentlich gehöre ich zu den Menschen, die ungern Kurzgeschichten lesen. Zu schnell vorbei. Zu flüchtig der Reiz. Und wenn man sich gerade mit den Menschen dort angefreundet und mit etwas Glück vielleicht sogar angefeindet hat, ist alles schon wieder vorüber. Dabei gab es noch so viele ungestellte Fragen. Die Menschen in der Finsternis der Anne Kuhlmeyer sind Versehrte des Lebens. Immer fehlt ihnen was. Der Nachname. Oder der Vorname. Ein Beruf oder zumindest eine Tätigkeit. Gut, Untätigkeit kann manchmal ja auch sehr erfüllend sein. Die Menschen tragen Risse in ihrer Biographie wie alte Russen Orden. Taumeln wie angeschossen durchs Leben, das zumeist rätselhaft wie die Dämmerung wirkt. Ganz klar sieht man ja selten, egal ob morgens oder abends. Anne Kuhlmeyer erzählt in der ihr eigenen lakonisch-melancholischen Art von Schneekugeln, von Alex und Jodis, von Tante Christel, Jessica und von Oblomov und Beckmann. Und stiftet Unruhe, Unterhaltung und Erkenntnis. Erkenntnis auch? Natürlich. Denn - das wissen ja die wenigsten - ganz ohne Schaf ist man letztlich geliefert. Ich glaube das mittlerweile auch.
Anne Kuhlmeyer - Finsternis mit Rissen (leider nicht mehr im Handel)
Anne Kuhlmeyer - Finsternis mit Rissen (leider nicht mehr im Handel)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen