Ella wurde eines klar: Sie hatte einen dieser seltenen Momente erwischt, der alles veränderte. Oder war es etwa umgekehrt? Der Moment hatte sie volle Breitseite erwischt, als sie versuchte, irgendwie - so gut es eben ging - durchs Leben zu kommen? Tat nichts zur Sache, gegeben hatte es diesen Moment. Und das war unumstößlich. Es ist doch so: "Unter all den unendlich vielen Momenten gibt es eben welche, die entscheiden, winzige Augenblicke, unumkehrbar wie alle anderen, nur folgenschwer. Nicht wieder gut zu machen." Das wurde ihr eines Morgens klar.
Da gibt es diese Freundin, diese Zwillingsschwester im Geiste. Aber eben auch ihr Zwilling im Spiegelbild, der aber Anna heißt und nicht Ella - und der eben Anna ist und nicht Ella. Und da gibt es diesen John. Mit dem sie in Neuseeland war. Weil ohne Meer ja gar nichts geht. Und dieses eine Meer am Ende der Welt, das hatte sie ja noch nie gesehen. Also Neuseeland. Und nun war John weg. Schrieb ab und an eine E-Mail. Aber das brachte sie ihm auch nicht näher. Überhaupt: Nähe. Will man das? Kann sie das? Müsste eigentlich. Denn Ella ist Ärztin. Ein gute womöglich.
Trotzdem lebt sie, nun ja, eher unkonventionell. Nicht direkt draußen. Aber fast. In ihrem Volvo-Kombi. Und betäubt manchmal eben Menschen. Nicht immer nur durch ihr Äußeres. Zumeist durch die Mittel, die sie ihnen durch Infusionsschläuche und Spritzen gibt. Als Anästesistin normal. Wenn sie sich selbst etwas von dem in der Klinik abgezweigten Morphium gönnt, weniger. Meint man. Aber meinen kann man ja viel. Warum sucht sie eigentlich einen Mann, der gar nicht gefunden werden will? Was wird sie mit ihm anfangen, wenn sie ihn gefunden hat? Will sie überhaupt anfangen? Oder lieber aufhören? Womit eigentlich? Wäre ja schon hilfreich, wenn sie das selbst wüsste.
Leider können Elisabeth und Sissi auch nicht helfen, denn die leben leider nur in ihrem hübschen Kopf. Vielleicht ist Anna, eigentlich ihr Nicht-Zwilling, aber uneigentlich ihr Doch-Zwilling, die geeignete Fahnderin? Schließlich ist sie Profi-Finderin. Sagt sie. Und ist doch selbst ratlos, als ihr Kater Herr Maus in Bulgarien abhanden kommt.
"Thymian und Blut" ist wie ein kurzer Film im Kopf. Ein Road-Movie für die Sinne. Eventuell verstörend, sicherlich lesenswert, unbedingt empfehlenswert. Und wer meint, das Buch sei etwas kurz geraten, dem sei die Frage gestellt, ob nicht die kurzen Genüsse im Leben oftmals die Besten sind. Und bei allen Menschen, die wir hier kennenlernen dürfen, ist es ohnehin mit Bestimmtheit besser, sie nicht allzu fest in unser Herz zu schließen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie Ihren Arzt oder die Autorin.
Anne Kuhlmeyer - Thymian und Blut (leider nur als eBook)
Da gibt es diese Freundin, diese Zwillingsschwester im Geiste. Aber eben auch ihr Zwilling im Spiegelbild, der aber Anna heißt und nicht Ella - und der eben Anna ist und nicht Ella. Und da gibt es diesen John. Mit dem sie in Neuseeland war. Weil ohne Meer ja gar nichts geht. Und dieses eine Meer am Ende der Welt, das hatte sie ja noch nie gesehen. Also Neuseeland. Und nun war John weg. Schrieb ab und an eine E-Mail. Aber das brachte sie ihm auch nicht näher. Überhaupt: Nähe. Will man das? Kann sie das? Müsste eigentlich. Denn Ella ist Ärztin. Ein gute womöglich.
Trotzdem lebt sie, nun ja, eher unkonventionell. Nicht direkt draußen. Aber fast. In ihrem Volvo-Kombi. Und betäubt manchmal eben Menschen. Nicht immer nur durch ihr Äußeres. Zumeist durch die Mittel, die sie ihnen durch Infusionsschläuche und Spritzen gibt. Als Anästesistin normal. Wenn sie sich selbst etwas von dem in der Klinik abgezweigten Morphium gönnt, weniger. Meint man. Aber meinen kann man ja viel. Warum sucht sie eigentlich einen Mann, der gar nicht gefunden werden will? Was wird sie mit ihm anfangen, wenn sie ihn gefunden hat? Will sie überhaupt anfangen? Oder lieber aufhören? Womit eigentlich? Wäre ja schon hilfreich, wenn sie das selbst wüsste.
Leider können Elisabeth und Sissi auch nicht helfen, denn die leben leider nur in ihrem hübschen Kopf. Vielleicht ist Anna, eigentlich ihr Nicht-Zwilling, aber uneigentlich ihr Doch-Zwilling, die geeignete Fahnderin? Schließlich ist sie Profi-Finderin. Sagt sie. Und ist doch selbst ratlos, als ihr Kater Herr Maus in Bulgarien abhanden kommt.
"Thymian und Blut" ist wie ein kurzer Film im Kopf. Ein Road-Movie für die Sinne. Eventuell verstörend, sicherlich lesenswert, unbedingt empfehlenswert. Und wer meint, das Buch sei etwas kurz geraten, dem sei die Frage gestellt, ob nicht die kurzen Genüsse im Leben oftmals die Besten sind. Und bei allen Menschen, die wir hier kennenlernen dürfen, ist es ohnehin mit Bestimmtheit besser, sie nicht allzu fest in unser Herz zu schließen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie Ihren Arzt oder die Autorin.
Anne Kuhlmeyer - Thymian und Blut (leider nur als eBook)
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