Freitag, 1. März 2013

Zwickmühle, Blumentopf und Dübellösung

Der Countdown läuft: Elf Spiele sind in der 50. Saison der stärksten Liga der Welt noch zu absolvieren, der Monat der Wahrheit ist soeben angebrochen, der meteorologische Frühlingsanfang ist da. Und was kommt nun? Armin Veh hat keinen schwarzen Vogel auf der Schulter sitzen - und die Zeiten, als Klaus Toppmöller das Eintracht-Wappentier in der Kabine seine Adlerschwingen ausbreiten ließ, sind lange vorbei. Fußball 2000 spielte die Eintracht zuletzt Anfang der Neunziger Jahre. Ob man damit heute noch einen Blumentopf gewinnen könnte, weiß niemand. Zudem: Wenn schon gewinnen, warum dann ausgerechnet einen Blumentopf? Man weiß es nicht.


Und zwischendurch Europacup.

(Foto (c): Thomas Ottensmann)

Gegen 
Gladbach würde es der Eintracht schon reichen, wenn mal wieder ins Tor getroffen würde. Sieben Halbzeiten und eine knappe Viertelstunde lang war das Tor für den starken Aufsteiger, wie sagt man, vernagelt. Was heutzutage schwer ist. Müsste man die Aluminium-Pfosten schon dübeln. Lucien Favre gilt als Angstgegner von Armin Veh. Sagt die internationale Fachpresse. Noch nie konnte Veh gegen Favre gewinnen. Nicht mal im Backgammon. Wie gut, dass nun die Fußball-Mannschaften aus Frankfurt und Mönchengladbach gegeneinander antreten. Die Fohlen gewannen sechs der letzten elf Spiele in Frankfurt. Beide wieder mit der stärksten Elf. Beide wollen nach Europa. Die Eintracht muss dazu einen Vier-Punkte-Vorsprung halten, Gladbach einen Dreier aufholen. Wilder Ritt durch die Statistik. Passend zum Auftaktspiel am Freitag um 20Uhr30. SGE - Borussia 0:0

Dem BVB scheint das Interesse am nationalen Fußball komplett verlustig gegangen. Dem blutleeren und seltsam uninspirierten Auftritt beim 1:1 in Gladbach folgte ein ungewohnt passives Spiel beim 0:1 in München. Das Double ist also futsch. Bleibt also nur die Champagner-Liga, die Dortmund zudem recht lange nicht gewann. Trotzdem werden am Samstag 80.000 Zuschauer in die operigste Fußball-Oper Europas kommen, um den Kick gegen das leistungsflexible Team von Hannover 96 zu bewundern. 96 will nach dem Europapokalaus und dem unmittelbar darauf folgenden furiosen 5:1 gegen den HSV auch im nächsten Jahr wieder ab und an lediglich 40 Stunden Pause zwischen Fanta-Liga und Bundesliga haben. Und mindestens 50 Saisonspiele. Macht der Gewohnheit. Und Müßiggang ist ja auch viel zu oft aller Laster Anfang. Ein Pünktchen trennt Hannover noch vom Quali-Platz. BVB - 96 1:1

Der Tabellenfünfzehnte VfL Wolfsburg träumt vor dem Heimspiel gegen Schalke wieder von Europa. Sieben Punkte in zehn Spielen aufholen? Neun Mannschaften überrunden? Nein, nein. Aber der Schritt ins Pokal-Halbfinale könnte schon die halbe Miete sein. Ein Sieg noch und man darf als Finalverlierer in der Europa League ran. Davon will Dieter Hecking natürlich nichts hören. Er will den Pott. Tja. Wollen kann man ja viel. Hat schließlich Tradition bei der VW-Werkself. Schalke hat trotz Krise seltsamerweise nur fünf Punkte Rückstand auf Platz 4 und lediglich zwei auf Platz 5. Und Schalke muss ja in den Europacup. Zarte 184 Millionen Euro Schulden haben die knappen Knappen auf der Hohen Kante gehäufelt. Respekt. VW - Gazprom 1:1

Apropos Dieter Hecking: Der 1.FC Nürnberg hat den Abgang seines Cheftrainers inmitten der Saison erstaunlich gut verpackt. Neun Punkte überm Strich sind eine respektable Leistung der Clubberer um Michael Wiesinger, der zumindest das gleiche Adidas-Hootie wie Dieter Hecking trägt. Schleichwerbung? Ach was. Das Wort kennt doch überhaupt keiner mehr. Der Club muss zuhause gegen Freiburg ran. Der SC Freiburg, der seinen Erfolg selbst kaum fassen kann. Pokalhalbfinale, Platz 5 und nur drei Punkte hinter dem Quali-Platz zur Königsklasse. Dem Schwarzwälder Trainer ist das Ganze suspekt. "Europa wäre eine Katastrophe!", dachte Christian Streich in den letzten Wochen allzu häufig, denn 50 Saisonspiele gäbe der Mini-Kader des ewigen Studenten-Clubs wohl nicht her. Wie sangen die Fans des VfL Bochum vor Jahrzehnten laut und gern? "Wir steigen auf, wir steigen ab und zwischendurch Europacup!" Aber deswegen jetzt hängen lassen? Teuflische Zwickmühle, teuflische. FCN - SCF 2:2 

Marko Arnautovic sagte letztens, er habe wohl nicht so viel Geduld wie Thomas Schaaf. Das ist so, als sage Barbara Schöneberger, sie könne nicht so gut singen wie Adele. Gemünzt war des Österreichers Aussage übrigens auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, wie es wäre, Marko Arnautovic zu trainieren. Werder Bremen ist eben anders. Außer hinten. Da sind sie wie immer. 47 Gegentore in 23 Spielen sind ein ordentlicher Wert für einen Absteiger. Für einen Tabellenzwölften erst recht. Bremen jetzt schon sechs Punkte vom Europapokal entfernt, den Werder aber wohl benötigt, damit Thomas Schaaf auch in der nächsten Saison Arnautovic, Elija und de Bruine trainieren kann. Das Heimspiel gegen den FC Augsburg ist theoretisch bestens dazu geeignet, um das 1:6 in München aus den Köpfen zu ballern. Grau ist alle Theorie. SVW - FCA 0:1

Ausrutscher oder Rückfall? Zugegeben, eine schwierige Frage, die sich HSV-Manager Arnesen da im eingehenden Selbstgespräch stellte. 1:5 in Hamburg. Und Ex-Nationalspieler Marcell Jansen sagte hernach, es sei "noch nie einfacher" gewesen in Hannover "zu gewinnen". Bleibt die Frage, warum man dann genau genommen froh sein durfte, nicht mit 1:7 oder 1:8 unter die Räder gekommen zu sein. Theoretisch ist das Heimspiel gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth bestens dazu geeignet, um das 1:5 in Hannover aus den Köpfen zu ballern. Ach, du schnöde Papierform. HSV - SpVgg 3:0

Der Tabellenelfte VfB Stuttgart träumt vor dem Auswärtsspiel in Leverkusen wieder von Europa. Fünf Punkte in zehn Spielen aufholen? Fünf Mannschaften überrunden? Nein, nein. Aber der Schritt ins Pokal-Halbfinale könnte schon die halbe Miete sein. Ein Sieg noch und man darf als Finalverlierer in der Europa League ran. Das will Bruno Labbadia natürlich nicht hören. Er will den Pott. Tja. So ist das mit dem Wollen. Oder einfach direkt die Fanta-Liga gewinnen? Über Rom nach Amsterdam? Jetzt mal nicht übertreiben. In Leverkusen soll mit Macht der dritte Platz gehalten, lieber noch der zweite Platz zurückerobert werden. Man hat schließlich einen Ruf zu verlieren. Einmal Vizekusen, immer Vizekusen. Geschütztes Markenzeichen des Mutterkonzerns. Bayer 04 - VfB 3:1

In Zuzenhausen und Sinsheim geht die Angst um. Und in Hoffenheim erstmal. Die traditionsreiche TSG von 1899 steht vor dem Sturz in die Zweitklassigkeit. Der erste Bundesligaabstieg der Vereinsgeschichte droht. Ein zweites Zweitligajahr nach 2007 will man im Kraichgau aber nicht. Schwierig. Wo ist die Lösung? Direkt in die 3. Liga? Da war Hoffenheim schließlich noch nie. Theoretisch ist ein Heimspiel ja bestens dazu geeignet, um das 1:2 in Augsburg aus den Köpfen zu ballern. Schließlich sind die Bayern in der Liga schon seit Monaten durch. 1899 - FCB 0:7

In Mainz herrscht bittere Not. Fastenzeit. Schlimm für einen Karnevalsverein. Fünf Spiele nicht gewonnen, aus den Europacup-Plätzen gesackt, zuhause aus dem Pokal geflogen. Trotzdem liegt 05 nur ein, zwei Punkte hinter den zur Fanta-Liga berechtigenden Plätzen. Jetzt also nach Düsseldorf. Dort: bittere Not. Fastenzeit. Aber der Fortuna ist das einerlei. Das Publikum feiert ja jedes Bundesligaspiel - unabhängig vom Ergebnis - als ob es das letzte wäre. Unwahrscheinlich bei einem Neun-Punkte-Vorsprung auf den beliebten Relegationsplatz. Müssen sich wohl bis nächstes Jahr gedulden, wenn die Liga mit den Erstligisten aus Berlin, Kaiserslautern und Köln wieder aufgefüllt wird. Fortuna - FSV 0:0

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