Sonntag, 27. November 2011

Ich bin zwei Borussias

(hai) Erstaunlich. Es gibt ja bekanntlich nur eine Borussia, aber nun führen beide die Tabelle der Fußball-Bundesliga an. Gladbach nach dem zur Abwechslung mal begeisternden 3:0 (gefühlt 5:0) in Köln und Dortmund nach dem genauso souveränen 2:0 (gefühlt 4:0) gegen Schalke. Derbysieger an der Spitze, dahinter schmollt der Tabellendritte FC Bayern (gefühlter Meister mit zehn Punkten Vorsprung auf den Rest der Welt und seit den Vorbereitungsspielen vorzeitig zum abermaligen Meister erklärt. Mir san mir auf drei, wobei sich vier dich viel besser greimt hätte? Hm. Kann passieren, wenn man in Mainz mit einer 0:1-Klatsche untergeht.

Sonst noch? Hm, ja. In den anderen sechs Spielen gab es 13 Tore und nur zwei Sieger: Der FC Augsburg gewann dabei sein allererstes Bundesliga-Heimspiel gegen zur Abwechslung mal indisponierte Wolfsburger mit 2:0. Und Nürnberg wunderte sich selbst, wie gut sich Siege anfühlen, als das 1:0 gegen die weinroten Teufel aus Kaiserslautern in trockenen Tüchern war. Hoffenheim bleibt Hoffenheim. Stani ist nicht nach singen und lachen zumute. Mal gucken, wie lange es noch dauert, bis er die Brocken beim Traditionsverein von 1899 hinwirft.

Der HSV marschiert mit seinem kloppähnlichen Trainer dagegen weiter. In Hannover gab es ein 1:1 (gefühlt 1:3). Und Hertha holte sich kurz vor knapp noch einen Punkt beim 3:3 gegen Eren Derdiyok. Berlin hatte 2:0 geführt und der Leverkusener Schweizer mit türkischen Wurzeln hatte mit seinem Hattrick (nicht lupenrein) das Spiel auf den Kopf gestellt. Jeder beklagte hernach den Verlust von zwei Punkten. Macht vier. Beide gewannen einen Zähler, macht zusammen wieviel? Klares Sechspunktespiel!

Heute remisieren dann auch noch Werder und Stuttgart, während Mainz zum Abschluss des Spieltages die Bayern mit einer 1:0-Klatsche nach Hause schickt.

Philosophen der Journaille XXVII

"Bundesliga-Schiedsrichter Babak Rafati hat nicht aus privaten Gründen*, sondern aufgrund von Depressionen versucht, sich das Leben zu nehmen."

(aus dem 11Freunde-Newsletter vom 25.November 2011)

* Seit wann sind seelische Erkrankungen eigentlich öffentlich? Und: Gibt es etwas Privateres als den Zustand des eigenen Körpers und/oder der Seele. Und II: Geht's eigentlich noch, liebe Kollegen?

Samstag, 26. November 2011

Feuerwehr in Grün

Gemeinhin ist ein Feuerwehreinsatz unter anderem maßgeblich daran zu erkennen, dass die Signalfarbe Rot eine nicht untergeordnete Rolle spielt. Am Samstag trug die Feuerwehr (Motto: Retten, schützen, bergen) grün.

Immer doof, 1080 Kilometer
zu fahren und ohne
Punkte wieder nach
Hause zu müssen.

(Handy-Fotto:
Thomas Ottensmann)
Zur Verwunderung der recht wenigen, exakt 5437 Zuschauer (Revierderby Dortmund - Schalke, Weihnachtsmarkt, nasskalte Witterung) im Stadion an der Hammer Straße brauchten die Preußen zarte 24 Sekunden um gegen den Aufstiegsaspiranten aus dem 540 Kilometer entfernten Heidenheim in Führung zu gehen. Um das Spiel dann mit einem überraschend offensiven 4-4-2 zu dominieren.

Preußen-Coach Marc Fascher, der ob der angespannten Personallage im SCP-Lazarett noch auf der freitäglichen Pressekonferenz damit geliebäugelt hatte, noch vor dem Kick gegen Heidfenheim "in den Winterurlaub zu gehen",  übertölpelte mit dieser ungewohnt offensiven Ausrichtung des Aufsteigers auch den Gästetrainer Frank Schmidt, der offenbar von gewohnt tief stehenden Preußen ausgegangen war. Doch der SCP machte vor allem in der bärenstarken ersten Viertelstunde mächtig Dampf.

Dabei taten sich vor allem Björn Kluft, der Kreativkopf im Mittelfeld, und Patrick Huckle, die "Lok auf zwei Beinen", auf der linken Abwehrseite hervor. Doch damit nicht genug: Aus einer vor allem vor dem Wechsel starken SCP-Elf verdiente sich Patrick Kirsch als umsichtiger Abwehrchef die Bestnote ebenso wie Jens Truckenbrod, dessen Spiel als 6er selten spektakulär ist, dafür aber zumeist höchst effektiv. Vgl. auch Sami Khedira.

Fehlt da nicht einer? Na klar: Der beste Torschütze des SCP, Radovan Vujanovic, in der Vergangenheit oftmals dafür gescholten, dass er vor dem Tor nicht abgezockt genug agiert, machte seinen ersten Doppelpack (1., 61.) im Adler-Dress und führt nun das interne Ranking - fast hätten wir "Torjägerliste"gesagt - an. Mit drei Treffern. Hätten sogar vier sein müssen. Denn der Hattrick (nicht lupenrein) war greifbar. Mit links.

Noch in der ersten Halbzeit, war Vujanovic (32.) den berühmten Tick früher am Ball als Heidenheims Keeper Frank Lehmann ("Neue Vahr Süd"), um dann - acht Meter halblinks vor dem Kasten - mit seinem linken Fuß zu patzen. Der Preuße versuchte recht verzagt mit seinem schwachen Fuß einzuschieben, aber ein FC-Bein konnte den zu schwach geschossenen Kullerball leicht und locker klären. Man muss wissen, dass Vujanovic sein linkes Bein ja leider nur aus statischen Gründen sein eigen nennt. Manche Rückgabe ist schärfer getreten als dieser Versuch der Preußenspitze. 

Den Gästen, die ihren Torjäger Nico Frommer verletzt zu Hause lassen mussten und mit Marc Schnatterer ihren anderen Topstürmer (vier Tore in fünf Spielen) nach überstandenem Mittelfußbruch erst in der letzten halben Stunde brachten, blieb in diesem Auswärtsspiel trotz des späten Anschlusstreffers durch Jabiri (82.) nur die Erkenntnis, dass man in der 3. Liga manchmal eben über 1000 Kilometer reisen muss - und trotzdem mit leeren Händen wieder daheim ankommt. Heidenheim blieb kaum Luft zum Atmen, weil der SCP ständig sein Heil in der Offensive suchte und den FC lange in der eigenen Hälfte beschäftigte.

Die Zuschauer goutierten den endlich mal wieder sehr couragierten Auftritt der Preußen zum Teil mit Standing Ovations. Ohne Aufforderung von den Stehrängen, wo die beinharten Fans das ohnehin, nun ja, ständig tun. "Angriff ist die beste Verteidigung" mag zwar eine Binse sein, die am Samstag im Preußenstadion aber zur flugs zur banalen Wahrheit mutierte. Denn die lag definitiv auf dem Platz. Und das ist - wie der interessierte Fußballfreund spätestens seit Adi Preißler weiß - bekanntlich maßgeblich.

Trainerstimmen

Marc Fascher (SC Preußen Münster) "Das tut richtig gut heute. Es geht eben nichts über Siege. Ich habe der Mannschaft gesagt, dass wir einfach mal von Beginn an so auftreten wollen, wie so oft, wenn wir in Unterzahl spielen mussten. Wo die Mannschaft sich mächtig reinkniete und mit Leidenschaft und Verve die Kohlen aus dem Feuer holte. Das hat prima geklappt. Wir haben gut gegen den Ball gearbeitet und verdient gewonnen."

Frank Schmidt (1.FC Heidenheim) "Das hat es im deutschen Profifußball wohl auch noch nicht gegeben, dass man gerade auf dem Platz steht und nach 24 Sekunden schon 0:1 zurückliegt. Das hat uns richtig weh getan. Davon haben wir uns nicht richtig wieder erholt. Wir kamen dann nach einer Viertelstunde etwas besser ins Spiel aber die Preußen haben das geschickt gemacht, indem sie den Druck hoch gehalten haben. Damit hatten wir nicht gerechnet. Glückwunsch an die Preußen, der Sieg war verdient."

Aufstellung SCP
Masuch - Kirsch, Duah, Huckle, Kühne - Loose (90. Riemer), Heise (87. Bourgault), Halet, Truckenbrod - Vujanovic, Kluft (62. Daghfous).

Erschienen am 26. November 2011 um 15.48 Uhr, produziert von: Thomas Ottensmann (Text und Fotos), exklusiv für WN.de

My first Kodak



So. Videos schneiden ist auch kein Voodoo.






Freitag, 25. November 2011

Schluss mit lustig

So. Schluss mit lustig. Am 14. Spieltag der Fußball-Bundesliga werden andere Saiten aufgezogen. Nix mehr mit Kuschelliga und so. Und damit das auch direkt klar wird, haben die Terminplaner des Privat-Bezahlfernsehens, das mit S anfängt und mit ky aufhört, einfach mal sofort ein Hochrisikospiel am Freitagabend angesetzt. Was ja auch aus ökologischen Gründen Sinn macht. Es kann halt auch bei natürlichem Licht weitergespielt werden, wenn mal das Flutlicht ausfällt. Was viele nicht wissen: Pyrotechnik kostet den Verein während des Spiels ja keinen Cent.

In den letzten Jahren musste aber eigentlich kaum noch jemand auf den Rängen wirklich Angst haben, wenn Köln gegen Gladbach spielt. Außer Köln. Aber das ist eine olle Kamelle, was zu Köln ja ganz gut passt. Gegen keinen anderen Bundesligisten hat der Eff-Ceh eine schlechtere Bilanz. Habe ich Bilanz gesagt? Selbst das Wort erscheint zu hoch gegriffen. Es ist, gelinde gesagt eine mittelprächtige Katastrophe. Aber wenigstens ist es ein vorhersehbares, weil bekanntes Desaster. Und in der Stadt mit der großen Kirche sind sie schon mit kleinen Dingen zufrieden. Dass zum Beispiel Peter Wynhoff und Kalle Pflipsen nicht mehr spielen. Der Eff-Ceh hätte in den 90ern wohl auch gegen das Duo spielen können und "Hochhaus vergeigt" (Toni Polster) - und selbst wenn man noch Uwe Kamps in den Kasten gestellt hätte, wäre das nur ein großes Hallo für die Kölner Balljungen gewesen, die den überzeugten Strähnchenträger und Limahl-Lookalike hätten warmhalten müssen.

Apropos warmhalten. Die Rivalität der beiden Klubs braucht kein Stövchen. Traditionell gönnen sich die Fans beider Lager nicht den Dreck unter den Stollenschuhen. Auch wenn sie immer inständig hoffen, dass der Rivale bitteschön doch die Liga halten möge. Gladbach, weil sonst sichere sechs Punkte fehlen. Und Köln, weil... Tja, weil... Hm. Derby halt. Im letzten Jahr gewannen die Fohlen in Köln 4:0 und in Gladbach 5:1. Spricht also nix für Poldi, aber alles für Reus. Die wahre Borussia kann mit einem Auswärtssieg, Auswärtssieg! für knapp 19 Stunden wieder Tabellenführer werden. Am  14. Spieltag. Was für ein Ansporn! Gladbach hat auswärts von 46 Spielen in Köln 31 Mal nicht verloren und 22 Mal direkt gewonnen, zu Hause im Übrigen 36 von 49 Partien nicht verloren (26 Mal gewonnen). Gesamtstatistik aus Borussia-Sicht: 48 Siege, 19 Unentschieden, 28 Niederlagen. Klare Sache: 1.FC Köln - VfL 1900 Borussia Mönchengladbach 2:0

Ein Hochrisikospiel kommt selten allein. Am Samstag ab 15.30 Uhr gehen dann die Blicke in das Westfalenstadion, das längst wie eine Versicherungsgruppe heißt und ein Park ist. Revierderby in der Oper an der B1. Der Deutsche Meister (nur der BVB!) empfängt den Deutschen Pokalsieger (nur der S04!). Beide bärenstark, beide amtierend, wobei die Frage eigentlich erlaubt sei, was es da eigentlich zu
Der Signal-Iduna-Park.
Harmonie in Reinkultur.

Zuschauer und Stadion
sind beide immer voll.
(Handy-Fotto: Hacky Wimmer)
amtieren gibt. Zweimal die Woche mit den Stollenschuhen raus auf's gepflegte Grün, bisschen rumdaddeln und zwischendurch mal ne Autogrammstunde im Baumarkt oder Kindergarten. Abba egal. Wo war ich? Ach so. Dortmund gegen Schalke! Was für ein Knaller! Spannung, Nervenkitzel, Brisanz. Beide trennt ein Punkt, beide sind nur zwei, drei Zähler von der Tabellenspitze entfernt. Mehr muss man gar nicht sagen. Nach verletzten Stammspielern steht es übrigens schon vor dem Anpfiff 2:2. Dortmund ohne Bender und Subotic, Schalke ohne Farfan und Höwedes. BV Borussia Dortmund 09 - FC Schalke 04 2:2

Endlich wieder ein Nordderby! HSV gegen HSV. Hamma. Klare Sache für das Topspiel am Samstagabend. Die Jungs in der Sternenwarte an der Isar brauchten dafür nur einen Würfel. Und wo kämen wir denn da hin, gäbe es in dieser knallharten Knüppelliga auch nur einen einzigen solchen Spieltag ohne ein Nordderby, das ja - wer wüsste es nicht - die Mutter aller Derbys ist. Von wegen England. Hamburg gegen Hannover. Das ist es! Das prickelt! Das fetzt! Der große HSV hat sich mit seinem kloppähnlichen Trainer ins untere Tabellenmittelfeld geackert. Der kleine Hannoversche Sportverein von 1896 ist nach einer Ogottogott-Saison mit Fast-Abstieg (2010) und einer Hurra-Saison mit Fast-Champions-League-Teilnahme (2011) da angekommen, wo man die Roten, die lustigerweise schwarz-weiß-grün als Vereinsfarben nennen, unter normalen Umständen verorten würde. Aber was ist schon normal in dieser knallharten Knüppelliga mit Derbys am laufenden Band? Eben. HSV - HSV 0:4

Sonst noch? Der Derby-Check:
Nürnberg - Kaiserslautern. Derby-Faktor 0,0. Ergebnis 0:0
Hoffenheim - Freiburg. Derby-Faktor 0,1. Ergebnis 0:1
Augsburg - Wolfsburg. Derby-Faktor -1,0. Ergebnis 1:0
Berlin - Leverkusen. Derby-Faktor 0,2. Ergebnis 0:2

Die Sonntagsfrage beschäftigt sich mit der kniffligen Problemstellung, wie der Spannungsbogen nach einem handelsüblichen Samstababend noch aufrecht erhalten werden kann. Zumal dann, wenn er mit einem Nordderby endete. Die Antwort ist einfach und sie kommt - was Wunder - aus einem auch spätabends immer noch hell erleuchteten Büro in der Sternwarte in München. Die Spielansetzungen am letzten Sonntag im November sind mit ruhiger Hand gewählt. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt.

Kein Derby, kaum Rivalität und wo liegt eigentlich Brisanz? Wenn Werder Bremen kickt, fallen immer viele Tore. So oder so.  Auch sonntags. Jetzt kommt um 15.30 Uhr der VfB Stuttgart ins Weserstadion, das ja schon lange wie der Fluss heißt, der sich um die Arena schlängelt - und das Spiel wirkt so, als würden - ganz im Gegensatz zur letzten Saison - Europacup-Plätze ausgespielt. Würden? Den Konjunktiv können wir auch streichen. Fünfter gegen Sechster mit drei (Werder) und fünf (VfB) Punkten Rückstand auf Platz 2. Beide lagen schon weiter vorn und haben sich zuletzt etwas, nun ja, eintüten lassen. Merkte man Thomas 'Botox' Schaaf nicht an, er sieht nach einem 0:5 genauso aus, wie nach einem 5:0. Bruno 'Beau' Labbadia schon. Die Frisur ist nach Niederlagen immer etwas verrutscht. Was das für Samstag, 15.30 Uhr bedeutet? Keine Ahnung, der Frisör hat um die Zeit in Bremen längst zu. SV Werder Bremen - VfB Stuttgart 3:3

Mainz - Bayern. Kein Derby, bei aller Liebe. Mainz gewann früher mal auch mal ganz gerne gegen Bayern. Im alten Stadion, das immer so hieß, wie die kleine Straße mit dem unglücklichen Namen, an der es lag. Als der Karnevalsklub die Liga aufmischte war das aber auch noch einfacher. Mit Holtby (jetzt: Schalke 04), mit Fuchs (jetzt: Schalke 04), mit Schürrle (jetzt: Bayer Leverkusen). Und die anderen? Die Bayern verlieren ungern. Noch ungerner zweimal hintereinander. Und wenn man schon in der Champions League nicht gefordert wird, dann kann man in der Bundesliga so richtig schön Gas geben. Apropos Kräfteverschleiß: Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not. Der SSC Neapel als Aufbaugegner? Das müssen andere erstmal schaffen (vgl. auch den Deutschen Meister, nur der BVB!).
1. FSV Mainz 05 - FC Bayern München 1:3

Donnerstag, 24. November 2011

...am Ende zählen Taten!

In der Küche auf dem Tisch das Kartoffelschälmesser
deutet auf nen starken Kartoffelesser
Das Handtuch am Boden
Einer hat's geworfen, liegt rum
Die Mikrowelle ist ruhig
Der Kühlschrank brummt
Der Wasserhahn tropft
Die Herduhr summt
ansonsten: Alles Essig.

Sei nicht sauer mein Schatz, dass ich zuerst gegangen bin
ich wollt nicht länger warten
Sei nicht sauer mein Schatz, dass ich schneller war
am Ende zählen Taten, am Ende zählen Taten.

Das Schlafzimmerfenster steht auf Kipp
Der Wind weht die Gardinen raus und ich weh mit, über alle Berge
Die Schuhe in der Diele haben nix mehr zu erzählen
mit nassen Füssen brauchen die sich nicht mehr quälen
ansonsten: Alles Essig.

Sei nicht sauer mein Schatz, dass ich zuerst gegangen bin
ich wollt nicht länger warten
Sei nicht sauer mein Schatz, dass ich schneller war
am Ende zählen Taten, am Ende zählen Taten

Gleiche Punktzahl auf beiden Seiten
Rien Ne Va Plus, Schluss mit Streiten
Alles aus jedem Winkel beleuchtet
Kann ja sein mein Schatz, dass du ein Genie bist
und wir sehn uns nie wieder
Kann ja sein dass du eine Symphonie bist
ich steh auf einfache Lieder

(Text Bernie Conrads/Stefan Stoppok / Musik: Stefan Stoppok, vom Album: Bla-Bla-Nonstop)


Wat, ihr kennt den Stoppok nich?! So geht das abba nich. Hier mal flott schlau machen.

Mittwoch, 23. November 2011

Dreifaltigkeit

Sag du's mir.
(Handy-Fotto: Thomas Ottensmann)
Es gibt sie ja, diese Fragen, die im Leben immer wieder deinen Weg kreuzen. Sie sind wie der kleine Hunger: Sie kommen unangemeldet und zum falschen Zeitpunkt - und zwar immer. Eine dieser Fragen bezieht sich auf die Schule und die Uni, was bei mir - zugegeben - drei, vier Tage her ist, können sogar sieben oder acht sein. Ich weiß, ich weiß, man lernte nicht für die Schule, vielmehr für's Leben. Angeblich. Aber im Leben 2.0 wirkt der Spruch antiquiert. Die Frage sei erlaubt: Und? Hat's was gebracht? Viel Lärm um nichts?


Definiere 'Lärm'.
(Handy Fotto: Thomas Ottensmann)


Womit wir bei dem Übel unserer Zeit wären. Die moderne Pest. LÄRM! Klingeltöne, privateste Privatgespräche in aller Öffentlichkeit, dazu Kaufhausmusik zum Ertauben, Laubbläser und mediales Grundrauschen im Privatfernsehen (was für ein altmodisches Wort! Wirkt wie aus den Siebzigern und ist doch gerade mal 25 geworden) rund um die Uhr. Stellt sich die Frage, wo der Notausgang ist. Oder Mamas Litte Helper?


Warum nicht?
(Handy-Fotto: Thomas Ottensmann)


Komisch, dass Die Ärzte die Lösung schon vor ein paar Jahren wussten. Aber Die Beste Band der Welt wäre ja nicht Die Beste Band der Welt, wenn sie ihrer Zeit nicht ständig voraus wären. Leben 3.0? Für Die Ärzte Alltag! Sie wissen ja - nur so zum Beispiel - schon heute, dass Separierung der eigentliche Schlüssel ist und Integratives Miteinander nicht nur ein Segen. Denn endlich ist Mann ganz unter sich. Und Frau - gottseidank - auch. Kurz vor dem Fest der Liebe geben Die Ärzte in der Dortmunder Westfalenhalle zwei Konzerte, in denen Pärchen unerwünscht, ach was, VERBOTEN sind. Zumindest keine Hetero-Pärchen. Eins für Jungs*, eins für Mädchen. Jungejunge, was für eine teuflisch gute Idee. 


* Und wer hat schon Karten? Richtig. 

Dienstag, 22. November 2011

Fang mir jetzt bloß nicht an zu weinen...

Und endlich mal wieder eine neue Folge aus der Reihe "Das NiN-Bilderrätsel", heute mit der Frage, welcher Popsong hier eigentlich bildend dargestellt wird:
(Erstaunlich scharfes Handy-Fotto aus dem Badezimmer:
Thomas Ottensmann)

Philosophen in Kutte IX

"Boah, wat können wir froh sein, dat wir nicht aufgestiegen sind. Da hätten wir doch nur den Arsch vollgekricht."
Handy-Fotto:
Thomas Ottensmann
(Gehört auf der Osttribüne im Bochumer Ruhrstadion, Block O bei der 0:1-Heimniederlage des VfL Bochum gegen Energie Cottbus am 21.11.2011)

Montag, 21. November 2011

Vormacht in der Zange

Der FC Bayern München wird Meister. In der Saison 2011/2012 so wie in fast jedem Jahr. Außer den ungeraden, genauer: den ungeraden Jahren nach Weltmeisterschaften. Das weiß jedes Kind und auch viele Erwachsene, sagen wir mal Fußball-Trainer. In der ebenso traditionellen wie überflüssigen Umfrage der Agenturen und Auguren vor der Saison haben wieder 23 von 18 Bundesliga-Trainern auf den Rekordmeister als Schalenträger getippt. Gähn. Auch die Experten von Blog7 und mithin die Auguren unter den Agenturen schlossen sich diesem Tipp damals übel gelaunt an. Doch Blog7 wäre ja nicht Blog7, wenn er, nun ja, nicht lernfähig wäre. 

Denn nach dem 13. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit dieser wunderbaren Heimniederlage der Bayern (Ergebnis-Krise in München!) gegen den Deutschen Meister (nur der BVB!) und dem großartigen 5:0-Heimsieg der neuen Fohlen ("Wir steigen auf, wir steigen ab und zwischendurch Europacup!") aus Mönchengladbach gegen den bis dato Tabellendritten Werder Bremen haben die vereinigten Borussen aus Gladbach und Dortmund die rote Vormacht der schwarzen Bestie (El Marca) in die Zange genommen. Beide Borussias gewannen bislang als Einzige in München, beide siegten hoch, beide souverän und beide zu Null und beide haben Manuel Neuer gemeinsam 40 Prozent seiner Gegentore eingeschenkt. 

Deshalb - und zusammen vielleicht noch mit dem erstaunlich hohen 4:0 des überflüssigen FC Schalke 04 gegen einen überforderten 1. FC Nürnberg - aus aktuellem Anlass nun die aktuelle Prognose des aktuellsten Falschen Einwurfs in Sachen Titelträger 2012: Meister wird der FC Bayern München.

Sonst noch:
Kloppähnliche Trainer können doch gewinnen:
HSV 2 Hoffenheim 0.
Ballack auf Abschiedstour im Pillen-Dress:
Lautern 0 Leverkusen 2
VW schaltet in den 6.Gang:
Wolfsburg 4 Hannover 1
Breisgau goes Betze: Spielen, bis der Ausgleich fällt:
Freiburg 2 Hertha 2
Schwabenland, 7 Grad: Bruno Labbadias Frisur sitzt:
Stuttgart 2 Augsburg 1

Das Spiel zwischen Köln und Mainz wurde kurz vor dem Anpfiff aus einem "wichtigen Grund" abgesagt, wie auf der Anzeigetafel im Müngersdorfer Stadion, das längst wie eine Steckdose heißt, zu lesen war. Mit Recht. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Außer vielleicht dies: Den besten Kommentar zur Ursache für den Spielausfall lieferte neben Arnd Zeigler in seiner wirklich mal wieder von vorne bis hinten grandiosen WDR-Sendung "Wunderbare Welt des Fußballs" vom 20. November 2011 sicher Ansgar Griebel von den Westfälischen Nachrichten in Münster. Und er hat in allen Punkten Recht: Babak Rafati lebt - das war die beste und wichtigste Nachricht an diesem Fußball-Wochenende. Punkt.

Samstag, 19. November 2011

Schöne deutsche Wörter CDXXXVII

Heute: "stibitzen"
Irgendwie ist es ja mit schönen Wörtern ganz ähnlich wie mit anderen schönen Dingen: Man benutzt sie so selten. Oder tut sie nicht. Obwohl sie so schön sind - oder vielleicht gerade deswegen? Man weiß es nicht. Dieses kleine Verb ist laut Herkunftswörterbuch des Duden* zwar seit dem 18. Jahrhundert im deutschen Sprachgebrauch bezeugt, seine Herkunft verliert sich allerdings im Dunst der Gechichte, wie ein dicker deutscher Ex-Kanzler sagen würde.

Aber das Herkunftswörterbuch trüge ja seinen Namen völlig zu Unrecht, ja, es verfehlte sogar gänzlich seinen Sinn und Zweck, gäbe es da nicht jenen launigen Hinweis, "stibitzen", also dieses umgangssprachliche Wörtchen für "auf listige Weise entwenden, an sich bringen", käme "wohl aus der Studentensprache." Die weitere Herkunft? Ungeklärt. Nun ja. Aber tut Herkunft eigentlich Wesentliches zur Sache?


Bild gefunden auf
und verlinkt mit:
upload.wikimedia.org
Viele meiner Generation - das sind diese Menschen, die auch noch Wörter wie "astrein" benutzen - würden übrigens bezeugen, der Ursprung und mithin die Herkunft des Wortes sei sehr wohl geklärt. Stibitzen, das am Satzanfang noch viel besser aussieht, weil groß geschrieben, käme doch - definitiv und mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit - aus einem Film. Und dass sie dieses so sehr nach Jiddisch klingende Wörtchen zuletzt wahrnahmen, als sie im Kino saßen. Da stand aber die Mauer noch. Und ich war 25 Jahre alt. Seufz.

Zudem ist es auch gar nicht im US-amerikanischen Original zu hören, sondern lediglich der deutschen Synchronisation zu verdanken, dass "stibitzen" in "Harry & Sally" in einer im Übrigen völlig unverständlichen Schüttelreim-Variante verwendet wird. Das ist diese Szene, in der Harry beim Einkaufsbummel mit Sally mit aufgestelltem Bein und verstellter Kopfstimme in einem Kaufhaus eine Karaoke-Anlage ausprobiert und sich dabei über Lautsprecher schön zum Affen macht - nur um postwendend und erstmals nach langer Zeit seine Ex-Frau mit ihrem neuen Typen zu treffen.


Aber was wurde da noch mal stibitzt? Richtig, eine Pilzpizza. Seitdem ist dieses niedliche Verb aber wieder verschollen. Im Nebel der (Film-) Gechichte. Höchste Zeit also, es einfach mal wieder hervorzukramen, mit dem Staubwedel drüberzufahren und munter wieder zu benutzen. Sonst ist es ja mit diesem schönen deutschen Wort so wie mit den anderen schönen Dingen, die unbeachtet, abgeliebt und ungenutzt in der Ecke liegen: Sie geraten in Vergessenheit. Und das kann ja keiner wollen. Ich zumindest nicht.

* Das sind diese Bücher, in denen Sätze vorkommen wie: "Das Deutsche ist bekanntlich eine flektierende Sprache." Wenn man das blasiert Klingende aber mal ausblendet und ohnehin mehr als ein Fremdwörterbuch besitzt, dann ist auch dieser 14-tägig erscheinende Newsletter aus der Duden-Redaktion eine feine Sache - und wahrlich lesenswert. Zumal er dem geneigten Leser recht wenig Zeit stibitzt und ihm zudem noch etwas, ja wirklich, Bildung zuteil werden lässt.

Iro mit Seitenscheitel

Am 17. Spieltag der Fußball-Bundesliga raufen sich die Macher des Bezahlfernsehens die wenigen grauen Haare. Es geht um - Überraschung! - das Topspiel am Samstagabend. Schwierige Kiste in dieser Woche. Weil: Der 17. Spieltag in der Fußball-Bundesliga bietet nur dürftige Hausmannskost, wie man so gerne sagt und so ungern hört. Aber Schmalhans ist Küchenmeister in diesem Hungerwinter. Da beißt die Maus keinen Faden ab! Keine Leckerbissen, keine Schmankerl. Noch nicht mal Gnocchi. Nur Graupensuppe. Die Liga ist nach dieser wunderbaren Länderspielpause mit den erregenden Unentschieden in wilden Osten und phänomenalen Siegen gegen Erz-Rivalen aus dem Nachbarland nun wieder mittig im büroteppichgrauen Alltag angekommen. Ein Wochenende wie ein stierer Blick.

Machen wir es kurz. Am Freitagabend treffen sich der 1.FC Kaiserslautern und der TSV Bayer 04 Leverkusen zum müden Flutlichtspiel auf dem Betzenberg, der längst wie zwei männliche Vornamen mit fünf Buchstaben heißt. In den Siebziger Jahren gab es ja nicht nur diese "Ich bin Energiesparer"-Aufkleber mit schwarz-rot-goldener Umrandung. Sondern auch die Litfaß-Säulen-Werbung eines Raffinerie-Zubehör-Lieferanten mit dem wunderbaren Slogan "Ich bin zwei Öltanks." Nun also der Betze. Und der Berg ruft: "Ich bin zwei Vornamen." Pause. So, ich habe die Tabletten abgesetzt. Wo waren wir? Ach so. Müder Kick, trübes Ergebnis: Lautern 0, Leverkusen 0

Das Spannendste an der Begegnung FC Schalke 04 gegen den 1.FC Nürnberg am Samstag um 15.30 Uhr ist das Treffen der befreundeten Fanclubs vor dem Schalker Stadion, das längst wie ein verblichener Fernsehsender heißt und in Wirklichkeit - wer wüsste es nicht - eine etwas größere Turnhalle mit Naturgrasboden ist. Bei diesen Treffen werden dann zünftig und wortreich Badges, Sticker und Stricklieseln (Schals!) ausgetauscht und von den guten alten Zeiten (Max Merkel!, der Meisterabsteiger!, Charlie Neumann!, die Vier-Minuten-Meisterschaft!) geplaudert. Das waren aber auch noch Tage! Beide Vereine dominierten den deutschen Fußball nach Belieben und galten als auf Jahre hinaus unschlagbar. Wie lange das her ist, sieht man an den Dokumenten. Die Bilder konnten schon laufen, aber die Zeitlupe war noch ein Vergrößerungsglas für die Taschenuhr. Vor 50, 60, 70 Jahren waren Nürnberg und Schalke Serienmeister. Heute, nun ja, sind sie das nicht mehr. Nur soviel: Achtet mal auf die Trikots und zählt die goldenen Sterne über dem Wappen. So. Tschulligung, bisschen verplaudert. Heute also sind die Clubberer und die Knappen im modernen Fußball angekommen. Was heißt das aber für dieses verkappte Testspiel um Punkte am Samstag? Sagt ihr es mir. Schalke 0, Nürnberg 0

Freiburg gegen Hertha BSC ist so prickelnd wie ein Schoppen zwei Tage offen stehender alkoholfreier Kellergeister. Apropos Kellergeister: Freiburg kämpft gegen die Abstiegsgespenster, die sie riefen. Hertha pendelt zwischen Hauptstadt-Arroganz und Aufsteiger-Devotion, Freiburg zwischen Erfolg (Cissé trifft) und Misserfolg (Cissé schmollt). SCF 0, Hertha 0.

Köln gegen Mainz, am Elften (Monat) im Elften (Jahr des Jahrtausends). Lustig. Die einzige Frage, die sich bei dieser ersten großen Narren-Party in der Stadt mit der großen Kirche und dem abwanderungslustigen Prinzen stellt: Kann der Schiri bitte endlich abpfeifen, damit ich wieder aufs Sofa darf? Ein Spiel, wie es singt und lacht. Und wo Berge rufen, da können Spiele auch sprechen. Hört, hört: Wir sind nur zwei Karnevalsvereine. Und die Zuschauer antworten: Aufhören, aufhören. Sehr gern. Köln 0, Mainz 0

So das wars.






















Wie, was vergessen? Echt? Hm. Kam mir vor wie ne komplette Englische Woche. Nun gut. Wolfsburg gegen Hannover 96. Nun schlecht. Fällt mir nix zu ein. Außer vielleicht: Zwei Traditionsvereine! Und höchstens: Endlich mal wieder ein Nord-Derby! Spannend. Wolfsburg 0, Hannover 0

In Gladbach munkeln sie ja, dass sie den Marco Reus vor Länderspielen immer eigens nach dem Training auf das Stadiondach des Borussia-Parks beordern, mit nem Rätselheft. 90 Minuten Sudoku und Schwedenrätsel. Vorher muss er dann immer seine verschwitzten Sachen ausziehen. Wenn er dann in die Kabine kommt, sind die Kollegen längst weg und es gibt kein heißes Wasser mehr. Bei der Nationalmannschaft wird er dann immer wieder mühsam aufgepäppelt, bekommt heiße Milch mit Honig und verbringt die Zeit mit der Playstation und dem iPod im überheizten Hotelzimmer, wenn die anderen kicken. Doch der Wahnsinn hat Methode: So werden nicht noch mehr Vereine auf das schmale Hemd aufmerksam. Und so muss der Iro mit Seitenscheitel nicht weitere Heerscharen von Beratern und andere Schmierlappen abwimmeln. Pferde haben wenigstens Schwänze, mit denen sie höchst wirksam die Fliegen abwimmeln. Und der Marco? Der nicht. Und der schießt auch nicht jeden Samstag zwei Tore. Wäre ja noch schöner. Der Pizarro übigens auch nicht. Duell des Dritten gegen den Vierten? Gähn. Gladbach 0 Werder 0

Zwei Sonntagsspiele, im Rahmen der Chronistenpflicht noch kurz gelistet:
VfB Stuttgart - FC Augsburg (Schwaben-Derby! Hammer!) 0:0
Hamburger SV - TSG 1899 Hoffenheim (Stani ist da immer noch Trainer) 0:0

Wie mir soeben aus der Redaktion mitgeteilt wird, haben sich die entscheidenden Entscheider in der Sky-Zentrale bei München entschieden. Grün-Weißer Rauch sei aufgestiegen, das melden übereinstimmend die internationalen Korrespondenten. CNN wittert eine Sensation, Al Jazira Morgenluft. n-TV sendet Brückensprengungen und wie ein kleiner, weißer Hund erbarmungslos von bis an die verspiegelten Sonnenbrillen bewaffneten Motorradpolizisten gejagt wird. Da kommt das Telex mit der Bestätigung:

"Das Topspiel am Samstagabend  tragen am 17. Spieltag der Fußball-Bundesliga dem Vernehmen aus der Sky-Zentrale in München nach diese Mannschaften aus: Ein Verein, der sich in einigen diasporischen Enklaven Norditaliens einer gewissen verklemmten Beliebtheit erfreut und ein Vielvölker-Folklore-Treff aus dem Kohlenpott, der unter einer seltenen Farbstörung, einer sogenannten kollektiven Colorverirrung leidet. Nach übereinstimmenden Agenturmeldungen habe beide Clubs deshalb den Zuschlag bekommen, weil sie, Zitat "mehr Modefans haben als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Zeiten von fifa (c) Fussball Weltmeisterschaften (TM)." Zitat Ende. Bundesliga, ein Wintermärchen. 

Nach bestätigten Medienberichten soll es sich danach um das Punktspiel zwischen dem FC Bayern München und dem Deutschen Meister (nur der BVB!) handeln. Andere sprechen vom amtierenden Titelträger, der zur Isar reist, wo im Übrigen überhaupt kein Fußballplatz liegt, schon mal gar kein Stadion. In der Arena, die schon immer so hieß wie eine kommerzielle Vereinigung, die mit Verheißungen Geld macht. Und die heute mal so leuchtet und morgen mal so. So. Da kommt die Bestätigung: Das Topspiel am Samstagabend heißt FC Bayern München e.V. gegen BV Borussia Dortmund 09 KGaA. Und da sind noch die aktuellen Wettquoten: Bayern 0, BVB 0

Freitag, 18. November 2011

Auf der Schotterpiste der Blamage

Münster/Lennestadt - Die Sache ist klar. Borussia Mönchengladbach kann kommen. Der SCP ist auf wackligen Beinen den dritten Schritt auf dem Weg in die 1. DFB-Pokal-Hauptrunde gegangen. Die Preußen waren als Drittligist beim Achtligisten FC Lennestadt im Sauerland aber lange Zeit lediglich auf der Schotterpiste der Blamage unterwegs. Die Adlerträger siegten letztendlich zwar nicht gänzlich unverdient, aber um ein bis zwei Tore zu hoch mit 4:1 (1:1, 1:1). Der Re-Live-Ticker zum Spiel .

120. Minute Die Sache ist gegessen. Schlusspfiff, aus, Ende, Feierabend. 4:1 siegt der SCP mit großer Mühe in Südwestfalen. Die 2.500 Zuschauer verließen aber zu einem Großteil schon nach dem 3:1 das Stadion in Lennestadt. Für die Preußen heißt es nun: Borussia Mönchengladbach kann kommen. Naja, so gut wie. Ach so: Andere Gegner im Preußenstadion? Andere Wunsch-Lose für die 1. DFB-Pokal-Hauptrunde? Aber gern: Bitte per Wunsch-Mail an redaktion.online@wn.de

"Haste Scheiße am Schuh
haste Schuh am Schuh."

(Andreas Brehme)

Kleiner Mund ist schnell abgeputzt
108. Minute Julian Loose - in der 3. Liga wegen seiner roten Karte aus dem Spiel gegen Wacker Burghausen noch gesperrt, im Pokal aber spielberechtigt - legt nur knappe 100 Sekunden später zum 4:1 nach. Jetzt ist der Drops hier gelutscht. Ein Doppelschlag in gut 140 Sekunden entscheidet ein ganz enges Pokalspiel. Nein, ich habe nicht "typisch" gesagt. Und wenn, dann wäre es höchstens "tückisch" gewesen. Drei Euro ins Phrasenschwein.

106. Minute Kleiner Mund ist schnell abgeputzt. In Windeseile gar: Björn Kluft macht - wie weiland Güvenisik nach der Halbzeit - 60 Sekunden nach dem Seitenwechsel das 3:1 für den SCP. Spätes Glück also für die Preußen, die hier - nur zur Erinnerung - als Drittligist beim Achtligisten FC Lennestadt lange Zeit nur auf der Schotterpiste der Blamage unterwegs waren. Und die letzte Ausfahrt nicht fanden.

105. Minute So. Jetzt schnell die Seiten wechseln, den Mund abputzen und weiter gehts. Eine Viertelstunde trennt den SC Preußen Münster noch vom Einzug in die 4. Runde des Westfalenpokals. Oder vom Aus beim fünf Spielklassen tiefer kickenden Amateurligisten FC Lennestadt. Nur zur Erinnerung. Als Westfalenpokalsieger winkt die 1. Hauptrunde im DFB-Pokal und das Traumlos gegen, sagen wir mal Borussia Mönchengladbach. Nur zur Erinnerung.

Kunstvoll den Rasen umgepflügt

104. Minute Das Tor passt zum Spiel: Aus dem Gewusel trifft Radovan Vujanovic zum 2:1 für den SCP. Wir schreiben die 97. Minute. Noch 23 Minuten. Nach Adam Riese. Oder nach Marc Fascher, der mit der Digitaluhr sicherlich auch mitstoppt. Die Preußen jetzt wieder engagierter. Aber der FC Lennestadt ist noch nicht geschlagen. Im Gegenteil: Hier wird der Boden umgepflügt. Was nicht nur artistisch klingt, sondern auch so ist: Im Hensel-Stadion wird auf Kunstrasen gespielt.

95. Minute Der SCP steckt fest. In der ersten Hälfte der Verlängerung. Max Schulze-Niehues, der seit seinem Wechsel zurück von Fortuna Düsseldorf II erstmals das Tor der Drittliga-Profis hütet, musste bereits zweimal den Ball aus dem Netz holen. Wir erinnern uns: Es steht hier 1:1. Einmal war es es ein Tor, einmal nicht. Der Schiedsrichter erkannte den Lennestädter Führungstreffer, der schon über den Ticker gegangen war, nicht an. Auch Preußen traf zweimal: Güvenisik regulär, N'Diaye in der ersten Halbzeit lediglich aus dem Abseits. Es steht also weiter 1:1 und irgendwie auch auf des Messers Schneide.

Verlängerung ante portas

90. Minute Aus, aus, aus. Das Spiel ist aus! Hat aber keinen Sieger. Der SCP, der auch in der 3. Liga in 16 Spielen satte achtmal remisierte muss also in die Verlängerung. Der FC Lennestadt übrigens auch. Dabei waren die gar nicht so schlecht. Das hatten sich die Preußen wohl anders vorgestellt. Der FC Lennestadt aber sicher auch. Des einen Freud, des anderen Leid. Ist halt wie im richtigen Leben. Wie sagt Ailton: Sos Fusball.

88. Minute Zwei Minuten noch. Plus Nachspielzeit, so sagt man wohl im modernen Fußball. Apropos: Mit modernem Fußball hat das hier nicht allzu viel zu tun. Höchstens mit eigenen Gesetzen. Und mit dem Willen, der auch zumeist den Weg weist. Die Frage sei an dieser Stelle kurz erlaubt und sofort gestellt: Wer hat denn nun den größeren Willen - und wer findet diesen schmalen Weg, der die Verlängerung vermeiden lässt. Preußen macht in den letzten Minuten endlich mal wieder mehr Dampf. Doch es steht Spitz auf Knopf in diesem kleinen Stadion. Die Verlängerung steht vor dem Tor, ähem, der Tür.

Bastelmaterial nur widerwillig genommen

80. Minute Das Stadion tobt. Marc Fascher auch. Der FC Lennestadt hält ein 1:1 - und wäre in der 73. Minute sogar fast in Führung gegangen. Der vereinseigene, fleißig ratternde Preußen-Ticker vermeldete das 2:1 für den Bezirksligisten schon. Und nahm es dann zwei Minuten später wieder kommentarlos zurück. Gleichwohl: 1:1 nach 75 Minuten gegen den Drittligisten, das ist für den FC Lennestadt schon jetzt und ganz in echt - und völlig egal, wie es dann ausgeht - vor fast 2.500 Zuschauern wirklich das "Spiel des Jahres". Punkt. Der Drittligist aus Münster weiß nicht, wie ihm geschieht. Und Radovan Vujanovic auch nicht: Er hat sich gerade ebenfalls Bastelmaterial beim Schiedsrichter abgeholt. Und nahm den gelben Karton dann doch nur widerwillig.

70. Minute Nein, an dieser Stelle soll NICHT daran erinnert werden, dass der Tabellenführer der Sauerland-Bezirksliga in den ersten beiden Runden zunächst einen Westfalenligisten (6. Liga) und dann einen NRW-Ligisten (5. Liga) ausschaltete. Denn wer diese mathematische Reihe fortsetzt, bekommt es mit der Angst zu tun, zumindest, wenn er Preuße ist. Noch zwanzig Minuten. 8. Liga gegen 3. Liga 1:1.

65. Bei den Preußen wird gewechselt. Für Joe Vunguidica kommt Björn Kluft. Derweil macht Jürgen Duah da weiter, wo er gegen Bielefeld aufhörte: Er sieht die gelbe Karte. Die dritte in vier Tagen. Respekt.

FC Lennestadt schickt 1:1 per Schneckenpost

55. Minute Postwendend wäre übertrieben. Obwohl... Mit der Schneckenpost gibt der FC Lennestadt den Gegenzug in Auftrag. Acht Minuten nach der Führung der Preußen durch Güvenisik dann also der Ausgleich für den FC Lennestadt. Zugestellt durch Baumhoff, der den Ball nach einer Ecke aus drei (!) Metern über die Linie drückt. Der SCP konsterniert. Das Stadion euphorisiert. Deutlich über 2.000 Zuschauer verfolgen übrigens diese Pokal-Partie in Lennestadt im Kreis Olpe.

Vermisste Nummer 80 netzt nach 80 Sekunden ein

46. Minute Der Ball rollte kaum wieder, da lag er schon regunslos im Lennestädter Netz. Nix mehr mit "tapfer wehren" und "wacker kämpfen": Der SCP führt beim Bezirksligaspitzenreiter seit der 47. Minute mit 1:0. Sercan Güvenisik legte den Schalter im Sauerland um: Der SC Preußen geht also direkt nach dem Seitenwechsel in Südwestfalen durch die in den letzten Wochen schmerzlich im Sturm vermisste Nummer 80 in Führung. 80 Sekunden nachdem der Stürmer für Babacar N'Diaye eingewechselt worden war. Wie es nun weitergeht? Carsten Gockel, Sportvorstand des SCP, sagte gerade am Telefon, just in dem Moment als das 1:0 für die Preußen fiel: "Jetzt machen wir noch ein paar." Schaun mer mal.

45. Minute Huch, der FC Lennestadt, in Gestalt eines gewissen Gödde (42.) zwingt den fünf Klassen höher spielenden SC Preußen zu einer ersten ernsthaften Abwehraktion. Kühne und Kirsch (44.) klären gemeinschaftlich. Teamwork. Und dann, unvermeidlich: Halbzeit in Lennestadt. 0:0. Für den Achtligisten ein schöner Erfolg, für den SCP nicht. Und jetzt: Erstmal einen Pausentee.

Wo ist das Dampf-Ablassventil?

40. Minute Loose, Heise, N'Diaye, Truckenbrod - was sich wie eine Wiederholung anhört, ist die Bilanz der letzten zehn Minuten. Die Preußen machen Dampf, können ihn aber nicht ablassen. Zumindest nicht im Form eines Torjubels. Und der FC Lennestadt? Nun, man hört ja ebenso oft wie ungern, dass "die Amateure sich hier wacker schlagen" und dass der Achtligist sich "mehr als tapfer schlägt", vielleicht sogar "richtig teuer verkauft". Und hier, heute Abend im Hensel-Stadion? Stimmt das alles. Verkehrte Welt! Eigene Gesetze! Noch was: Der SCP braucht jetzt ein Tor. Das dem Spiel im Übrigen gut tun würde. Und den mitgereisten etwa 120 Preußen-Fans auch.

30. Minute Weiter geht es auf dem Kunstrasen im Sauerland, im Minutentakt - und zwar in eine einzige Richtung: Das Tor des FC Lennestadt im Belagerungszustand. Kühne, Heise, Loose - in dieser Reihenfolge prüft der SCP die Roten des FC. Bislang ohne Erfolg.

20. Minute Der SCP drückend überlegen, will hier früh für klare Verhältnisse sorgen. Babacar N'Diaye traf bereits für die in weiß spielenden Preußen, wurde aber wegen einer Abseitsstellung von Schiedsrichter Michael Sahm zurückgepfiffen.

15. Minute Die Preußen diktieren das Spiel in Lennestadt. Das Hensel-Stadion ist gut gefüllt. Aber auch der heimische Bezirksligist lässt sich nicht lumpen und hat sich schon einmal mit einem sehenswerten Distanzschuss ins Geschehen eingemischt. Die Anfangsphase war bislang mehr von hektischer Betriebsamkeit, als vom berühmt-berüchtigten Abtasten geprägt.

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Zwischen Biggesee und Atta-Höhle: Scheuer Blick ins ferne Lennestadt
Von Thomas Ottensmann,

Michael Kurzeja ist Trainer in Lennestadt. Und zwar sehr gern. Besonders natürlich in diesen Tagen, wenn das Spiel seines Lebens ansteht - wie die hiesige Presse jetzt überschwänglich schrieb. Hört sich übertrieben an, ist es aber wohl nicht. 

Heute Werdohl, morgen Erndtebrück, übermorgen Münster

Denn mit Preußen Münster kommt ein großer Name nach Südwestfalen und eine Mannschaft, die die Jungs des Bezirksligaspitzenreiters wohl nur aus der Sportschau kennen. Auf den Mittwochabend, wenn ab 19.30 Uhr unter Flutlicht das Spiel in der 3. Runde des Westfalenpokals angepfiffen wird und zu dem im Sauerland nach Vereinsschätzungen aus Lennestadt um die 1.500 Zuschauer erwartet werden, freuen sich aber auch die alten Haudegen, die Unentwegten, die Stamm-Zuschauer, die zum Teil schon seit Jahr und Tag zum FC gehen. 

Der 100.000-Mark-Sturm kommt!

Dann spielt es kaum eine Rolle, das hier ein Drittligist seine sportliche Visitenkarte abgibt, dann irllichtern immer noch die Schlagworte "Deutscher Vizemeister", "Gründungsmitglied der Bundesliga" und "100.000-Mark-Sturm" durch die Kleinstadt. Denn Preußen Münster ist ein großer Name. Immer noch.
80 Zuschauer, bei schlechtem Wetter weniger

1.500 Zuschauer wären übrigens das Zehnfache des normalen Zuschaueraufkommens auf dem Kunstrasenplatz in Lennestadt. 150 Zuschauer sind in der 8. Liga aber auch schon viel. Aber der FC ist ja derzeit auch Tabellenführer. Normal sind in der Bezirksliga - das ist im Übrigen die 4.Liga von unten gerechnet - 80 - 100 Zuschauer, bei schlechtem Wetter gerne auch mal deutlich weniger.

Was Wunder, dass keiner der recht jungen FC-Kicker bislang vor einer Kulisse von über 1000 Zuschauern gespielt hat. "Das wird wohl für alle Spieler der Höhepunkt der Karriere werden", sagt Michael Kurzeja, der Trainer der Lennestädter dem Internetportal derwesten.de, wohlwissend, dass seine Jungs in den ersten beiden Runden zunächst den zwei Klassen höher spielenden Westfalenligisten FSV Werdohl und in Runde 2 dann den drei Klassen höheren NRW-Ligisten TuS Erndtebrück aus dem Pokal warfen. Einfach so.
Karrierehöhepunkt für Mittzwanziger

Jetzt kommt der fünf Klassen höher spielende SC Preußen Münster, der im Pokal die in der Meisterschaft gesperrten Duah, Güvenisik und Loose einsetzen darf und eigentlich nicht schlagbar scheint. Träumen sie in Lennestadt schon vom nächsten Coup? Nicht wirklich, aber für Mittwochabend ist nach dem Pokalkick gegen die Preußen dann Party angesagt, so oder so.

Denn etwas zu feiern wird es beim FC Lennestadt auf jeden Fall geben. Völlig egal, wie das Spiel ausgeht. Denn es ist definitiv das bedeutendste Spiel der Vereinsgeschichte. Soviel steht für den neben dem Ex-Oberligisten RW Lennestadt, der bis in die Kreisliga abstürzte lange Zeit kleineren und erfolgloseren Fußballclub im Ort zwischen Biggesee und Atta-Höhle schon vor dem Anpfiff fest.
Schöner und schönerer 

Aus der Mannschaft des FC Lennestadt ist zu hören, dass eine Niederlage in Grenzen - sagen wir mal mit zwei bis drei Toren Unterschied - ein schöner Erfolg wäre. Inoffiziell wäre ein Sieg mit einem Tor Unterschied aber ein schönerer Erfolg. Die Feier ist ja ohnehin schon geplant. Und den Donnerstag hat sich ein Großteil der jungen Mannschaft schon mal freigenommen. Nur zur Sicherheit.

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Themenbundle mit Bilderstrecke, Voting und Video,
erschienen in: Westfälische Nachrichten Online vom 16.11.2011

Mittwoch, 9. November 2011

Warte warte nur ein Weilchen

Was ist denn jetzt mit der vierten Staffel von Breaking Bad?

Hören ist ja ganz okay.

Finde weitere Künstler wie MTP bei Myspace Musik

Aber sehen ist besser.



Aber unter uns: Wo bleiben die FOLGEN?

Sonntag, 6. November 2011

Wir können auch anders

Am 12. Spieltag der Fußball-Bundesliga wurde wieder einmal deutlich, wie schlimm man daneben liegen kann. Thomas Tuchel, ein Wut-Trainer? Gelächter. Gelassen, gelöst, gewonnen! Ein liebenswürdiger, introvertierter, in sich ruhender Konzepttrainer mit Matchplan. In den aber offenbar auch der Schiedsrichter gegen den VfB eingeweiht war. Ein lustiger Elfer und diverse Anti-Schwaben-Streiche ließen Stuttgart brodeln - und Mainz singen und lachen. Und der Thomas, der ist ganz anders.

Immer wieder beruhigend, dass es dann auch hin und wieder berechtigte Strafstöße (schönes deutsches Wort!) gibt. So wie in Nürnberg. Dass Freiburgs Elfmeterverschießer Nummer 1 sich wieder - gegen jeden Widerstand von Mannschaftskollegen - den Ball klaut und dann in der Nachspielzeit ganz cool einnetzt, ist eine Geschichte für sich. Der Cissè kann eben auch ganz anders.

Der Gedanke an gebrochene Schienbeinköpfchen, lädierte Syndesmosebänder, gesprengte Schultereckgelenke oder - gottbewahre! - gerissene Kreuzbänder treibt Gladbach-Fans das P in die freudentränenfeuchten Augen, wenn sie an Marco Reus denken. Zweimal Reus, schon wieder. Drei Punkte, schon wieder. 23 Punkte mit zarten 15 Toren zu holen, schafft jetzt ja auch nicht jeder. Da stellt sich die Frage: Können die Fohlen eigentlich noch anders?

Felix Magath hatte unlängst ja im Interview mal wieder durchblicken lassen, dass er bald wieder mit Wolfsburg Meister werden will und Champions League zu spielen gedenke. An dieser Stelle eine Gedenkminute. Beim 1:5 in Dortmund drängte sich hingegen die Frage auf, was Kyrgiakos eigentlich beruflich macht und wofür die VW-Mitarbeiter des Monats eigentlich bezahlt werden. Der Deutsche Meister (nur der BVB) heißt immer noch Dortmund, und womit? Genau.

In Hoffenheim versucht Trainer Holger Stanislawski immer noch seine eigene Mannschaft kennenzulernen. Ein schwieriges Unterfangen, gegen das die Entschlüsslung des Mona-Lisa-Lächelns ein einfacher Dreisatz ist. Der Kult-Trainer wusste im Interview hernach nicht zu sagen, wozu seine Mannschaft eigentlich im Stande ist. Dabei ist das ganz einfach: Der Traditionsclub aus dem Kraichgau (alle mal aufzeigen, die das auf der Deutschland-Karte einzeichnen können) kann alles, vergisst halt nur manchmal die Gier im Turnbeutel zu Hause. Platz 2, Platz 17, nichts ist unmöglich. Viel Spaß noch in Sinsheim.

Lukas Podolski ist irgendwie anders. Er spielt die Saison seines Lebens. Mal wieder. Jetzt hat er gesagt, dass er einen Wechsel vom 1. FC Köln nicht ausschließt. Der FC Bayern reibt sich die Hände. Ach, das hatten wir schon? Na gut, dann halt Manchester. Oder Mailand? Istanbul? Egal, Hauptsache weg. Und alles nur, weil sich der FC ein 2:0 in Bremen noch vom Pizza-Blitz in 45 Minuten aus den Händen stiebitzen (auch ein schönes deutsches Wort) lässt? Ach, Poldi! Du bes e Jeföhl.




Kloppähnliche Trainer unterscheiden sich von Klopp-Trainern ja unter anderem dadurch, dass sie immer wieder Punkteteilungen wie Siege feiern müssen. In Hamburg haben sie aber durch die Mini-Serie von drei Unentschieden gegen Wolfsburg, Kaiserslautern und Leverkusen, unterbrochen nur durch den triumphalen 2:1-Pokalsieg nach Verlängerung bei Eintracht Trier schon wieder Großes im Blick. Auch, wenn es nur der 75. Geburtstag des Ehrenspielführers der Nationalmannschaft war. Bleibt die Frage: Kann der HSV (10 Punkte aus 12 Spielen) eigentlich noch was anderes als Tabellenkeller?

Pukki ist kein Kinderfahrrad. Sondern ein Bock oder ein Pferd. Zumindest wörtlich aus dem Finnischen übersetzt. Das weiß jetzt auch Hannovers Keeper Ron-Robert Zieler. Teemu Pukki spielte für den nasenkranken Jan-Klaas Huntelaar und übernahm dessen Job mit großer Akribie: Doppelpack im ersten Bundesligaspiel in der Anfangself. Schalke machte zwar noch ein drittes Tor, holte aber trotzdem nur einen Punkt. Papadopoulos traf per Kopf und bezwang Lars Unnerstall. Hannover und Schalke teilen sich also die Punkte, aber zufrieden war nach dem Schlusspfiff keiner. Außer vielleicht Horst Heldt. Weil er Pukki nach Schalke gelotst hat.

Was vergessen? I wo. Bayern hat gewonnen. In Augsburg. Hatte wer was anderes erwartet? Na also.

Samstag, 5. November 2011

Schöne deutsche Wortpaare I

"lupenreiner Hattrick, der"
An dieser Stelle wollen wir endlich mal wieder über ein paar wunderbare deutsche Wörter sprechen. Wörter, die es irgendwie nur in Verbindung mit einem einzigen anderen Wort gibt. Wie dieses Adjektiv, das offenbar nur im Fußball existieren kann und auch nur dann, wenn etwas schier Unerhörtes - und übrigens typisch Deutsches - passiert. Drei Tore schießen weißgott ja nicht alle Stürmer, schon mal gar nicht in einem Spiel. Außer, nun ja, Mario Gomez (am Mittwoch) oder Claudio Pizarro (heute). Ist trotzdem ein seltenes Kunststück. Einem handelsüblichen Engländer würden aber drei Tore durch denselben Spieler in einem Spiel durchaus reichen, um sagen zu können: Wow, er hat wirklich einen Hattrick erzielt, hat er nicht? Egal, ob da ein anderes Tor eines anderen Spielers oder eine handelsübliche Halbzeitpause dazwischen war oder nicht. 

Völlig, sagen wir mal, schnurz ist es den internationalen Fußballfreunden übrigens auch, ob dieser Spieler dann 45 oder 90 Minuten dafür in Anspruch nehmen musste. Immer heißt es: Hattrick! Nur im Deutschen gibt es diese sonderbare Sonderform, die immer dann auf- und ausgerufen wird, wenn einem Spieler drei Tore hintereinander in einer einzigen Halbzeit gelingen. Und dann taucht dieses schöne Adjektiv auf. Und zwar nur dann. Und nur in Kombination mit einem Hattrick - und nur im Fußball. Als sei es allein dafür gemacht: lupenrein, ein lupenreiner Hattrick. Oder hat schon mal jemand von einem lupenreinen Fahrfehler (auch ein schönes deutsches Wort) oder einem lupenreinen Orgasmus gehört? Eben.  

Donnerstag, 3. November 2011

Ohne Schlüsselspieler

Der 12. Spieltag der Fußball-Bundesliga findet ohne Super-Chefchen statt. Aber das nur am Rande. Schlüsselspieler, die sich gleichnamige Beine brechen, sind natürlich ein Handicap. Aber die Liga außerhalb des FC Bayern, die sogenannte Bundesliga, spielt einfach weiter, als sei nichts geschehen. Irgendwie gemein. Aber gut.

Am Freitagabend erwartet der 1. FSV Mainz 05 mit seinem vergrätzten Trainer Thomas Tuchel den VfB Stuttgart. Mainz ist in der neuen Coface-Arena bislang noch nicht richtig angekommen. Zuletzt gab es fünf Heimniederlagen in Folge. Das Tabellenende ist nur zwei Punkte entfernt. Das hat die Laune des Trainers jetzt nicht direkt verbessert. Das Wochenende wird eine dunkle Wolke. FSV - VfB 0:2

Der Deutsche Meister von 2011 (nur der BVB!) gegen den Deutschen Meister von 2009. Wenn das kein Knaller ist. Jürgen Klopp gegen Felix Magath, ein elektrisierendes Duell! Jürgen Klopp konnte nur einen dieser elf Vergleiche gewinnen, hat aber schon sieben Mal verloren. Schreibt ein Fachmagazin. Jetzt spielt ja nicht direkt Klopp gegen Magath, sondern Dortmund gegen Wolfsburg. Dritter gegen Zwölfter. Die Gelegenheit ist günstig für Klopp. BVB - VfL 3:1

Im Stadion, das lustigerweise immer noch so heißt wie der Fluss, der es umschlingelt, tritt Werder Bremen gegen den 1.FC Köln an. Werder ist in der Spitzengruppe mit dabei, tritt Woche für Woche ausgeruht an, ohne diese lästigen Pokal- und Europapokalspiele unter der Woche. Ein Vorteil! Nun gut, gegen Köln jetzt nicht direkt, denn dem FC geht es ja ähnlich. Zuletzt im Europapokal kurz nach dem Krieg, gefühlt. Entscheidende Frage: Wie geht es Lukas Podolski am Samstag um 15.30 Uhr im Weserstadion? Wer weiß. Werder - FC 3:2

Wenn der 1. FC Nürnberg gegen den SC Freiburg spielt, dann ging das in den letzten beiden Spielzeiten nicht gut aus. Zehn Punkte aus vier Spielen holte der Klub aus dem Schwarzwald gegen den Club von der Noris. Hat diese Bilanz auch am Samstag Bestand, wenn sich der SC als Tabellenletzter beim Tabellenvierzehnten vorstellt? Gute Frage, nächste Frage. Für wen werden eigentlich diese ganzen Statistiken erstellt? FCN - SCF 2:1

Der Traditionsverein 1899 Hoffenheim erwartet den anderen Traditionsverein 1. FC Kaiserslautern und freut sich, dass in Sinsheim und nicht am Betzenberg gekickt wird. Schließlich hat die SAP-Werkself zuletzt dreimal in Folge auswärts vergeigt. Lautern ficht das nicht an. Der FCK hat schon auf Schalke gewonnen. Warum also nicht in Sinsheim? Eben. TSG - FCK 2:1

In dem Stadion, dass immer noch so heißt wie vor 75 Jahren, als es erbaut wurde, spielt Hertha BSC am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach. Die Hertha als Aufsteiger recht gut angekommen in Liga 1. Gladbach als Fastabsteiger auch. Vier Punkte Unterschied und vier Plätze, das ist nichts. Berlin will dieses Nichts noch verkleinern. Die Borussia dürfte was dagegen haben. Einen Marco Reus, beispielsweise. Hertha - Borussia 1:1

Was war denn da los, in der Sky-Planungsredaktion? Bayer Leverkusen gegen HSV - das ist das Top-Spiel am Samstagabend. Hört sich nach einer echten Bundesligapaarung an. Einsilbige Trainer hüben (Dutt) wie drüben (Fink), obwohl man beim klopp-ähnlichen Hamburger Übungsleiter darüber trefflich streiten kann - oder beredt schweigen. Wo waren wir gerade? Ach so: Für wen werden eigentlich diese ganzen Statistiken erstellt? Leverkusen gewann von den letzten sechs Heimspielen gegen den HSV nur eins, verlor zuletzt gegen Schalke daheim. Und jetzt? Bayer - HSV 1:2

Am Sonntag treffen die beiden Eurofighter im direkten Duell aufeinander. Zahlen und Fakten? Gern: Hannover 96 ist zu Hause noch ungeschlagen. Schalke vermeidet es, die Punkte zu teilen. Entweder wird gewonnen oder verloren. So einfach ist das. Sieben Siege, 21 Punkte. Hannover als Siebter nur drei Punkte hinter Schalke. Ein Sechspunktespiel! 96 - S04 2:2

Wenn sich der Schlüsselspieler das gleichnamige Bein bricht, dann ist die Hinrunde für Bastian Schweinsteiger zwar gelaufen, aber ob der Rekordmeister Bayern München sich in der derzeitigen Form davon wirklich aufhalten lassen wird, ist fraglich. Obwohl am Sonntag zum Abschluss des Spieltages das schwere Auswärtsspiel beim starken Aufsteiger FC Augsburg auf dem Spielplan steht. Ein bayrisch-schwäbisches Derby! Eine erste Nagelprobe für die chefchenlosen Bayern! Eine Erstauflage! FCA - FCB 0:3

Dienstag, 1. November 2011