Heute: "stibitzen"
Irgendwie ist es ja mit schönen Wörtern ganz ähnlich wie mit anderen schönen Dingen: Man benutzt sie so selten. Oder tut sie nicht. Obwohl sie so schön sind - oder vielleicht gerade deswegen? Man weiß es nicht. Dieses kleine Verb ist laut Herkunftswörterbuch des Duden* zwar seit dem 18. Jahrhundert im deutschen Sprachgebrauch bezeugt, seine Herkunft verliert sich allerdings im Dunst der Gechichte, wie ein dicker deutscher Ex-Kanzler sagen würde.
Aber das Herkunftswörterbuch trüge ja seinen Namen völlig zu Unrecht, ja, es verfehlte sogar gänzlich seinen Sinn und Zweck, gäbe es da nicht jenen launigen Hinweis, "stibitzen", also dieses umgangssprachliche Wörtchen für "auf listige Weise entwenden, an sich bringen", käme "wohl aus der Studentensprache." Die weitere Herkunft? Ungeklärt. Nun ja. Aber tut Herkunft eigentlich Wesentliches zur Sache?
Aber das Herkunftswörterbuch trüge ja seinen Namen völlig zu Unrecht, ja, es verfehlte sogar gänzlich seinen Sinn und Zweck, gäbe es da nicht jenen launigen Hinweis, "stibitzen", also dieses umgangssprachliche Wörtchen für "auf listige Weise entwenden, an sich bringen", käme "wohl aus der Studentensprache." Die weitere Herkunft? Ungeklärt. Nun ja. Aber tut Herkunft eigentlich Wesentliches zur Sache?
Bild gefunden auf und verlinkt mit: upload.wikimedia.org |
Zudem ist es auch gar nicht im US-amerikanischen Original zu hören, sondern lediglich der deutschen Synchronisation zu verdanken, dass "stibitzen" in "Harry & Sally" in einer im Übrigen völlig unverständlichen Schüttelreim-Variante verwendet wird. Das ist diese Szene, in der Harry beim Einkaufsbummel mit Sally mit aufgestelltem Bein und verstellter Kopfstimme in einem Kaufhaus eine Karaoke-Anlage ausprobiert und sich dabei über Lautsprecher schön zum Affen macht - nur um postwendend und erstmals nach langer Zeit seine Ex-Frau mit ihrem neuen Typen zu treffen.
Aber was wurde da noch mal stibitzt? Richtig, eine Pilzpizza. Seitdem ist dieses niedliche Verb aber wieder verschollen. Im Nebel der (Film-) Gechichte. Höchste Zeit also, es einfach mal wieder hervorzukramen, mit dem Staubwedel drüberzufahren und munter wieder zu benutzen. Sonst ist es ja mit diesem schönen deutschen Wort so wie mit den anderen schönen Dingen, die unbeachtet, abgeliebt und ungenutzt in der Ecke liegen: Sie geraten in Vergessenheit. Und das kann ja keiner wollen. Ich zumindest nicht.
* Das sind diese Bücher, in denen Sätze vorkommen wie: "Das Deutsche ist bekanntlich eine flektierende Sprache." Wenn man das blasiert Klingende aber mal ausblendet und ohnehin mehr als ein Fremdwörterbuch besitzt, dann ist auch dieser 14-tägig erscheinende Newsletter aus der Duden-Redaktion eine feine Sache - und wahrlich lesenswert. Zumal er dem geneigten Leser recht wenig Zeit stibitzt und ihm zudem noch etwas, ja wirklich, Bildung zuteil werden lässt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen