Notizbucheintrag von Thomas Ottensmann
vom 1. Februar 2011
"Tag 1. Teneriffa gilt als Insel der Geckos und Eidechsen. Deswegen mutete es durchaus seltsam an, als es am ersten Tag auf dieser mit Abstand größten kanarischen Insel kleine Eichhörnchen regnete. Es sei der regenreichste Tag der letzten 400 Tage, sagte man uns. Wir fühlten uns augenblicklich geehrt. Sehr.
Eine Wanderung auf den höchsten Berg Spaniens, den Teide, wurde abgesagt ("Zu gefährlich!"), ein Grillabend im Freien ebenso, wegen der starken Sturmböen. Wir bewegten uns mit unseren regenfesten Outdoorjacken von einer Überdachung zur nächsten. Bei der Stadtrundfahrt ("Links sehen Sie eine der schönsten Straßen der historischen Altstadt von La Laguna.") waren die Scheiben des Busses so beschlagen, dass wir keine Straße, kein Links, kein Haus, keine Altstadt und keine Lagune sahen.
Dem Busfahrer musste man derweil sagen, er solle die Heizung auf den roten Pfeil und auf volle Leistung stellen, statt auf den blauen Pfeil und auf 1. Wir fragten uns, was er eigentlich beruflich macht. Ich fror. Im Bus. Auf der Insel des ewigen Sommers. Und ich friere nicht leicht. Draußen waren es 15 Grad Celsius. Drinnen deutlich weniger. Es goss wie aus Kübeln. ("Rechts! Schauen Sie mal. Der Wasserfall aus den Bergen. Das ist hier sehr selten.") Wir sahen: nichts.
Jemand wischte mit dem Ärmel die beschlagene Scheibe sauber. Wir fühlten uns geehrt. Wasser aus einem Berg. Sehr selten. Aber wir wussten ja, wie Regen aussieht. Vorne brüllte jemand auf Spanisch den Busfahrer an, er sei Deutscher, er wisse sehr wohl, wie man in einem Auto ohne beschlagene Scheiben fahren könne und er solle einfach nur tun, was man ihm sagt.
Der Busfahrer war beleidigt. Machte nichts mehr. Schon mal gar nicht, was ihm ein Ausländer sagt. Mittlerweile hatte ich alles angezogen, was für die Bergwanderung auf den Teide gottseidank noch im Rucksack war. Zweites T-Shirt. Fleecepulli, Kapuzenpulli, Piraten-Halstuch, Mütze. Ich fror. Von innen. Andere auch.
Wir sahen verkleidet aus. Wie eine Pol-Mission. Wir wollten wissen, wo wir waren und warum - und vor allem, wie lange es wohl noch bis zum Hotel sei, in dem es ein türkisches Dampfbad gab. Doch wir konnten nichts erkennen. Keine Straßenschilder, keine Kilometerangaben. Die Scheiben waren beschlagen."
vom 1. Februar 2011
"Tag 1. Teneriffa gilt als Insel der Geckos und Eidechsen. Deswegen mutete es durchaus seltsam an, als es am ersten Tag auf dieser mit Abstand größten kanarischen Insel kleine Eichhörnchen regnete. Es sei der regenreichste Tag der letzten 400 Tage, sagte man uns. Wir fühlten uns augenblicklich geehrt. Sehr.
Der Abend des regenreichsten Tages seit 400 Tagen auf Teneriffa. (Foto: Thomas Ottensmann) |
Dem Busfahrer musste man derweil sagen, er solle die Heizung auf den roten Pfeil und auf volle Leistung stellen, statt auf den blauen Pfeil und auf 1. Wir fragten uns, was er eigentlich beruflich macht. Ich fror. Im Bus. Auf der Insel des ewigen Sommers. Und ich friere nicht leicht. Draußen waren es 15 Grad Celsius. Drinnen deutlich weniger. Es goss wie aus Kübeln. ("Rechts! Schauen Sie mal. Der Wasserfall aus den Bergen. Das ist hier sehr selten.") Wir sahen: nichts.
Jemand wischte mit dem Ärmel die beschlagene Scheibe sauber. Wir fühlten uns geehrt. Wasser aus einem Berg. Sehr selten. Aber wir wussten ja, wie Regen aussieht. Vorne brüllte jemand auf Spanisch den Busfahrer an, er sei Deutscher, er wisse sehr wohl, wie man in einem Auto ohne beschlagene Scheiben fahren könne und er solle einfach nur tun, was man ihm sagt.
Der Busfahrer war beleidigt. Machte nichts mehr. Schon mal gar nicht, was ihm ein Ausländer sagt. Mittlerweile hatte ich alles angezogen, was für die Bergwanderung auf den Teide gottseidank noch im Rucksack war. Zweites T-Shirt. Fleecepulli, Kapuzenpulli, Piraten-Halstuch, Mütze. Ich fror. Von innen. Andere auch.
Wir sahen verkleidet aus. Wie eine Pol-Mission. Wir wollten wissen, wo wir waren und warum - und vor allem, wie lange es wohl noch bis zum Hotel sei, in dem es ein türkisches Dampfbad gab. Doch wir konnten nichts erkennen. Keine Straßenschilder, keine Kilometerangaben. Die Scheiben waren beschlagen."
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