Montag, 17. Januar 2011

Internationaler Tag der lächerlichen Elfmeter

Der 18. Spieltag der Fußball-Bundesliga wird als internationaler Tag der lächerlichen Elfmeter in die Annalen der DFL eingehen. Nicht unbedingt der urkomisch Geschossenen, denn da waren ja durchaus ganz annehmbare Exemplare dabei (Lahm, Grafite), sondern eher der lächerlich Verursachten. Dass Zambrano den Ball mit dem Kopf spielt und der Schiedsrichter sofort auf den Punkt zeigt und quasi Stirn-Elfmeter pfeift, ist ja eher unkonventionell - sogar für den Kiez. Dass einer der erfolgreichsten Torschützen, Demba Cissè, verschießt, allerdings auch. Nervlich zerrüttet hat das den Senegalesen komischerweise nicht: Er machte eiskalt noch seine beiden Tore, die jeweils allerdings auch aus haarsträubenden Abwehrfehlern der Hausherren resultierten. Mit dem 2:2 war St. Pauli aber nicht geholfen, der SC Freiburg wirkte dagegen nicht unzufrieden.

Mächtig Massel hatte Borussia Mönchengladbach. Nicht nur, dass in der ersten Halbzeit Martin Stranzls Extrem-Textiltest gegen Wollscheid für Trikot und Torverhältnis folgenlos blieb. So gingen die Fohlen mit einem 1:0-Vorsprung in die Pause und schließlich sogar nach Hause. Das lag unter anderem auch daran, dass Christofer Heimeroth den schwach geschossenen Elfmeter von Pinola hielt (Levels springt neben Eigler hoch, Rafati zeigt wegen eingesprungener-Pirouette-am-Mann auf den Punkt) - und zudem Glück hatte, dass er kurz zuvor gegen Mendler patzte und dafür lustigerweise einen Freistoß bekam;  Rafati hatte auf ungerecht-einen-Torwartfehler-Ausnutzen entschieden und den korrekten Ausgleich für Nürnberg aberkannt. Die Dusel-Fohlen gewannen also zum Rückrundenstart erstmals nach fünf Niederlagen in Folge wieder und haben ihre Aufholjagd allen Ernstes begonnen.

Ganz im Gegensatz zum FC Bayern München, der in Wolfsburg mal wieder mit zumindest zwei Toren Unterschied gewinnen musste und zur Abwechslung mal wieder nur 1:1 spielte. Was unter anderem daran lag, dass Philipp Lahm einen Elfmeter verschoss. Normalerweise kann man den Kapitän der Nationalmannschaft ja nachts wecken und vom Punkt aus antreten lassen, was dann zur Folge hat, dass er sich zum Verwandeln noch nicht mal den Schlaf aus den Augen reiben muss. In Wolfsburg stand der Pfosten im Weg, was jetzt nicht direkt ungewöhnlich ist. Nur, dass er Lahm im Weg steht.

Auf der anderen Seite sorgte allerdings Grafite für ausgleichende Gerechtigkeit. Normalerweise kann man den Brasilianer ja nachts wecken und vom Punkt aus antreten lassen, was dann zur Folge hat, dass er sich zum Verwandeln noch nicht mal den Schlaf aus den Augen reiben muss. In Wolfsburg stand der neue Bayernkeeper Kraft im Weg, was jetzt nicht direkt ungewöhnlich ist. Nur, dass er Grafite so eindrucksvoll im Weg stand und so spektakulär hielt. Zudem war es auch deshalb ausgleichende Gerechtigkeit, weil Dejagah so dermaßen unverschämt mit seinem Teleskop-Bein am Badstuber hängenblieb, das jedem Schiri eigentlich der Pfiff im Halse hätte steckenbleiben müssen. Nicht so am internationalen Tag der lächerlichen Elfmeter. Bayern also nur 1:1, Wolfsburgs Trainer McClaren noch mal gerettet.

Der Meister gratuliert derweil schon artig in den Pott, doch Jürgen Klopp wäre ja nicht Jürgen Klopp, wenn er diese Glückwünsche nicht ebenso artig zurückweisen würde, als handele es sich um ein unmoralisches Angebot. Was es ja auch irgendwie ist: Wie sagte der Sauerländer Watzke nach dem 3:1-Sieg in Leverkusen im Aktuellen Sportstudio: "Meines Wissens ist noch niemand mit 46 Punkten Meister geworden." Eben. Der BVB gewinnt einfach immer weiter, wandert so von Spiel zu Spiel und hat jetzt nur noch zwölf Punkte Vorsprung vor Hannover 96. 13 Zähler sind es auf Leverkusen und Mainz, die beide verloren und 16 Punkte auf den Rekordmeister aus München.

Zu den Gewinnern des Spieltages gehörte neben den beiden Borussias auch Hannover 96, das imposant mit 3:0 in Frankfurt gewann und der andere, vorgeblich große HSV, der bei erschreckend unmotivierten Schalkern hochverdient mit 1:0 gewann. Die letzten sechs der Tabelle punkteten im Übrigen allesamt, womit sich nun ab Platz 10 auch der 22er-Club (Lautern, Schalke, Nürnberg, Bremen) nicht mehr sicher fühlen darf. Zwei Niederlagen trennen diese Treams schließlich nur noch vom 1. FC Köln, der den Relegationsplatz durch ein Remis auf dem Betzenberg verteidigte.

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