Samstag, 5. März 2011

Der Tag der toten Gladiole

Silberjubiläum in der Bunten Liga: Am 25. Spieltag der Fußball Bundesliga wissen alle Trainer, dass nur noch 30 Punkte zu holen sind. Und zwar unwiderruflich. 30 Punkte? Reicht doch. Und zwar für alle Vereine. Und alle Saisonziele. Oder? Der Champions-League-Finalist 2012 Borussia Dortmund geht zehn Wochen lang mit dem Sambaexpress auf Huldigungstour durch die Stadien der Republik. Und feiert mit seinen Fans die letzten zehn Schritte auf dem Weg zur Meisterfeier am 14.Mai auf dem Borsigplatz. Beginnend mit einem mühsamen 2:1-Erfolg gegen den 1.FC Köln am Freitagabend vor 80.000 nicht nur Freudetrunkenen, macht der BVB den nächsten Dreier und kann es gar nicht mehr abwarten, bis der Wonnemonat endlich kommt.

Apropos: Die Ungeduld der anderen Borussia ist im Süden der Tabelle nur ein schlecht getarntes Muffensausen. Gladbach droht mal wieder der Abstieg. In dieser Saison ist bei der Borussia einfach viel zu viel viel zu falsch gelaufen. Die Mannschaft macht meist mehr Fehler als der Gegner, wenn er mal nicht gerade Leverkusen, Köln, Frankfurt, Nürnberg oder Schalke heißt. Fünf Siege aus 24 Spielen sind aber viel zu wenig - ein Heimsieg auch. Erstaunlich, dass der VfL nicht weiter abgeschlagen ist, als mit diesen läppischen fünf Pünktchen bis zum Relegationsplatz. Mit einem 2:1-Heimsieg gegen 1899 Hoffenheim treiben am Niederrhein mal wieder Hoffnungskeimlinge aus wie Schneeglöckchen.

Apropos: Der FC Schalke 04 klopft sich mal wieder selbst auf die schmale Schulter. 1:0 bei den Bayern gewonnen, sich für die kleine Gelddruckliga qualifiziert und jetzt in Ruhe die Liga ausklingen lassen - so scheint das Motto der Mannen vom Mount Magath. Nächste Woche geht es gegen den FC Valencia und das lukrative Viertelfinale im großen Kohlebergwerk Champions League winkt. Wen interessieren da schnöde Bundesligapunkte? Eben. Außerdem kann sich die Elf gegen solch' Graupengegner wie den VfB Stuttgart immer so schlecht konzentrieren. Deswegen kommt es so wie immer nach Pokalspielen der Blauen: VfB Stuttgart - Schalke 04 3:0. Ach so: Das Pokalfinale gewinnt übrigens der MSV Duisburg. Allerdings erst nach Verlängerung und Elfmeterschießen - trotz ManU(el) Neuer, der im Sommer dann für 32 Millionen Euro auf die Insel wechselt, wo er fortan Gottgleich als weltbester Torwart verehrt und mit Pfundnoten überhäuft wird. Das wussten in Deutschland allerdings schon länger eigentlich auch alle - bis auf ein paar verblendete Münchner.

Apropos: Der FC Bayern München, einst deutscher Rekordmeister und Dauerpokalsieger, muss sich für die letzten neun Runden, in denen nur noch 27 Punkte zu vergeben sind, einen neuen Trainer, tschuldigung, Fußball-Lehrer suchen. Drei Pflichtspielniederlagen in Folge überlebt bei den Bayern noch nicht mal der Gladiolen-General aus Holland. Naja, wird nicht arm sterben. Aber wer bei Hannover 96 1:3 verliert und sogar den dritten Platz zu verspielen droht, der verliert halt schon mal die Nerven. Oder den Job. Hermann Gerland versucht zu retten, was zu retten ist. Und das sind die internationalen Spiele um den Cup der Verlierer. Passt ja auch irgendwie.

Apropos: Eintracht Frankfurt ist seit dem Ende der Winterpause im freien Fall. Torjäger Theofanis Gekas trifft nicht mehr. Mit der beeindruckenden Konsequenz, dass die Hessen seit sieben Spielen ohne Punkt und ohne Tor sind. Wie Frankfurt mal den Deutschen Meister (nur der BVB) besiegte, übrigens vor acht Spielen, ist ein Mysterium. Das Ergebnis am Samstag nicht: Eintracht - Lautern 0:1.

Apropos: 1.FC Nürnberg - FC St. Pauli 0:1. Macht keinen Sinn, ist extrem unwahrscheinlich und völlig an den wenigen Haaren herbeigezogen. Nürnberg spielt ne Bombensaison, St. Pauli auch, aber irgendwie ne Klasse drunter. Aber die Männer vom Kiez gewinnen ja auch einfach mal so in, sagen wir mal, Gladbach oder beim HSV. Warum nicht auch im Frankenland? Eben.

Apropos eben: Im Topspiel am Samstagabend spielen endlich die beiden Werkselfen gegeneinander. Eine Elf, zwei Elfen? Hm, wahrscheinlich nicht, aber was wollte ich eigentlich sagen? Ach ja: Die Werksmannschaft aus der Chemiestadt hat sich diesen Schimpfnamen ja unlängst als Markenzeichen schützen lassen, ebenso wie "Pillendreher" und "Vizekusen". Nein, kein Witz, denn die mache ich selbst und die sind besser. Lustig ist aber nichtsdestoweniger, dass Bayer 04 gegen den Klub aus der Autostadt alle gekauften Markenzeichen bestätigt: Chemie - Auto 4:0, Platz 2 gefestigt.

Apropos: Fest ist in Bremen derzeit nur der Glaube, dass Klaus Allofs nicht Schuld an der Seuchensaison ist und Thomas Schaaf, nunja, irgendwie auch nicht. Ist so wie in Gladbach: Es sind ja die Kicker, die Woche für Woche über den Platz stümpern, als bekämen sie es nicht bezahlt. Fest ist in Bremen derzeit auch der Glaube, dass Klaus Allofs verlängern wird und Thomas Schaaf nicht an seinem Job hängt. Beim ersten Sonntagsspiel in Freiburg spielt das alles keine Rolle. SC - Werder 2:1

Was vergessen? Ach ja: Was macht eigentlich Horst Heldt? Tusch.

Noch was? Tatsächlich: Der Hamburger Sport-Verein spielt zu Hause in der wie-heißt-sie-eigentlich-in-dieser-Woche-Arena, die schon lange nicht mehr Volksparkstadion heißt gegen den 1. FSV Mainz 05 und verliert einfach schon wieder auf dem schlecht verlegten Rasen: HSV - Mainz 2:3.

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