Vor dem 28. Spieltag der Fußball-Bundesliga reibt sich der Fachmann verwundert die Augen und der Laie wundert sich: Keine Trainerentlassung in der Länderspielpause. Die Bundesliga steht zu ihren glorreichen Sieben. Das sind bekanntlich die Trainer, die auch schon am ersten Spieltag auf derselben Bank saßen wie heute. Ob das auch für morgen gilt, ist aber eher ungewiss. Neulich im Netz ist bekanntlich so etwas wie der Fußball-TÜV von und für Kenner. Deswegen haben wir heute exklusiv die Sicherheit der Trainerbänke getestet.
Auf dem Kiez geht ein Gespenst um. Beim FC St. Pauli bangen die Freibeuter der Liga lustigerweise nicht um den Klassenerhalt oder Gerald Asamoah, der dann wieder nach Schalke ins Exil müsste, sondern um den Trainer. "Stani muss bleiben!" heißt der Appell der Piratenfans, die Holger Stanislawski auch in die 2. Liga folgen würden. Sicher richtig, dass nicht jeder Trainer neben Totenkopfflaggen und der Limo "Kalte Muschi" gut rüberkommen würde, sagen wir mal Friedhelm Funkel.
Aber sicher richtig ist auch, dass die Stollenschuhträger vom Millerntor ganz andere Sorgen haben müssten: Denn wo sollen die Punkte eigentlich herkommen, um den derzeitigen Relegationsrang halten zu können? Gute Frage. Vielleicht einfach mal am Freitagabend unter Flutlicht gegen Schalke gewinnen? Asa macht drei Tore und sorgt für eine bessere Zukunft in der schönsten Stadt Deutschlands. St. Pauli - Schalke 04 3:1. Stanis Trainerbank ist übrigens sicher wie Fort Knox. Wenn Stanis Berater denn will, dass Stani bleiben will. Ach ja: Ralf Rangnick wirkt bei seinem Comeback auf der Schalker Bank übrigens ähnlich ratlos wie zuletzt bei einigen Auftritten der TSG Hoffenheim. Von einer Diva zur nächsten, tja, auch nicht beneidenswert.
Nein, die Siebziger Jahre waren nicht schön. Gut: Haare, Musik und der Fußball wuchsen schnell und imposant. Aber wer meint, es sei alles toll gewesen, sollte mal einen Blick auf die Mode werfen. So. Das wäre auch endlich mal geklärt. Schön finden aber nichtsdestoweniger die Fans der Fohlenelf diese 40 Jahre zurückliegende Steinzeit. Gladbach holte acht Titel zwischen 1970 und 1980, kam danach aber nie wieder so richtig auf die lahmen Beine. Der dritte Abstieg aus der Bundesliga in diesem Jahr ist mal wieder die Quittung für unprofessionelles Personal in Führungspositionen, die sich immer noch im Glanz von fünf Meisterschaften sonnen, bei denen sie gar nicht dabei waren. Rainer Bonhof mal ausgenommen. Ach ja: Glückwunsch nachträglich. Zum vorgestrigen Geburtstag. Wo war ich stehengeblieben?
Ach so: Gladbach spielt am Samstag um 15.30 Uhr beim FC Bayern München. In den Siebzigern war das ein spannendes Duell der beiden besten und erfolgreichsten deutschen Mannschaften. Heute ist es das Duell reiche Spitzenmannschaft gegen reiches Kellerkind. Eigentlich kann man in München momentan prima gewinnen. Nur die Borussia in ihrer derzeitig bedauernswerten Form nicht. Bayern - Gladbach 4:1. Bayerns Bank ist sicher. Für Jupp Heynckes. Aber das war ja praktisch immer so. Gladbachs Bank ist sicher. Für Lucien Favre. Aber auch nur, weil sich Gladbach keinen dritten Trainer auf der Payroll leisten kann.
Werder Bremen hat die sicherste Bank Deutschlands. Nicht diese komischen Werbeträger auf dem grün-weiß-orangen Leibchen, sondern tatsächlich die Trainerbank. Otto Rehhagel, Thomas Schaaf, die dazwischen zählen wir einfach mal nicht. Jeder kann sich mal in Holland vertun. Am Samstag reist der VfB Stuttgart an, der ja auch schon ein paar Mal Meister war und eigentlich immer im Europa-Reigen um die große Kohle mitschürfte. Bremen gegen Stuttgart ist heute aber das Duell Angst gegen Muffe. Werder hat vier Punkte Abstand auf den beliebten K.O.-Platz 16, der VfB Stuttgart einen Einzigen. Könnte unterhaltsam werden. Oder grottig. Werder - VfB 0:0 oder 4:3. Bremens Bank ist sicher - solange Thomas Schaaf Lust darauf hat. Stuttgarts Bank ist so sicher wie die West-LB. Aber den vierten Trainer wollen sich auch die einst so sparsamen Schwaben nicht leisten. Jobgarantie, Bruno!
Deutscher Meister wird nur der BVB. Aufmerksame TdK-Leser wissen das ja schon seit geraumer Zeit, genau genommen seit dem 8. Spieltag, als wir den Geheimplan von Jürgen Klopp exklusiv aufdeckten. Jetzt kommt Hannover 96, das ja in der letzten Saison 1 nach Robert Enke schon so gut wie abgestiegen schien, ehe am letzten Spieltag mit einem klaren Sieg in Bochum der Klassenerhalt gelang. Jetzt will 96 in die Champions League und man ist drauf und dran zu fragen: Geht's eigentlich noch an der Leine? Ja, scheint so. Zwei Punkte vor den Bayern sind allerdings ein zu vernachlässigender Faktor. Zumal 22 Tore weniger zu Buche stehen. Also muss 96 wohl die letzten sieben Spiele gewinnen, dann können die Bayern so viele Tore schießen, wie sie wollen. Geht nicht? Wieso? Mainz hat doch auch die ersten sieben Spiele in Folge gewonnen. Kann sich nur keiner mehr so richtig dran erinnern. BVB - 96 1:2. Kloppos Bank ist sicher und Champions-League-tauglich. Slomkas Bank ist sicher, bis Martin Kind Ohrenschmerzen bekommt. Von den Pfiffen der Fans. Oder Jörg Schmadtke Augenflimmern. Von den Klatschen in der großen Gelddruckliga. Also bis zum ersten Saisondrittel 2011/2012.
Hatte ich eben mal Mainz gesagt? Mein ich doch. Apropos: Die 05er brechen sich im letzten Saisondrittel öfter mal den Finger, öfter mal in der eigenen Nase. Konstanz sieht anders aus. Und liegt ja bekanntlich am Bodensee. Jedenfalls spielt Mainz als Tabellenfünfter mit nur zwei Zählern Vorsprung auf die Emporkömmlinge aus Nürnberg am Samstag um 15.30 Uhr zu Hause am Bruchweg gegen den SC Freiburg, der seinen Trainer an eine Chemiefabrik verkauft hat. Der SC wollte eigentlich auch einfach mal die Gunst der Stunden nutzen und im nächsten Jahr seit langer Zeit mal wieder UEFA-Cup spielen, der ja schon länger wie eine Kontinental-Liga heißt. Sieben Punkte Abstand hat der SC auf die Gastgeber. Wenn Robin Dutt aber noch mal Ernst machen will, dann muss Freiburg schon bei den Rheinhessen gewinnen. Sonst sind die restlichen Spiele der Schwarzwälder nur noch Testläufe. Mainz - Freiburg 0:1. Die Mainzer Trainerbank ist sicher, da sei Tuchel vor. Und der Freiburger Strandkorb scheint auch perspektivisch gut besetzt, da macht sich der Fan keinerlei Sorg.
Beim 1. FC Kaiserslautern herrscht seit dem wichtigen 1:0 in Gladbach Optimismus vor. Definitiv unbegründet. Denn wer die unterirdische Leistung der Pfälzer im Borussia-Park miterleben musste, weiß, dass dieser Kader mit Ach und Krach mittleres Zweitliganiveau hat. Aber am Samstag um 15.30 Uhr kommt ja Bayer 04 Leverkusen als Aufbaugegner. Die Werkself hat soeben ihren Trainer an den reichsten Klub der Liga verloren und dafür den Rheinländer aus dem Breisgau für ein paar Dollar mehr zurück in die Heimat geholt. Wird keinen Einfluss auf das Spiel haben. Heynckes wird die letzten Spiele einen guten Job machen und für die Bayer-Werke den Champions-League-Platz einfahren. Fünf Punkte und 21 Tore Vorsprung sollten reichen. Zumal am Samstag drei Punkte dazukommen. Lautern - Leverkusen 0:4. Lauterns Bank ist so sicher wie Schwarz-Gelbe Mehrheit im Bundestag. Nach der Saison wird es ein kurzer Prozess, Marco. Leverkusens Bank ist sicher, soviel ist sicher. Zumindest, bis ein besseres Angebot eines richtigen Fußballvereins kommt.
Das Topspiel am Samstagabend heißt ja nur so, damit Sky kaschieren kann, dass es nicht um interessante Spiele, sondern lediglich um ein weiteres exklusives Live-Spiel für den Bezahlsender geht. In der Sky-Redaktion wurde diesmal wieder gewürfelt. Raus kam der Kick 7 gegen 9: 1899 gegen HSV. Hammer. Michael Oenning versucht aber, durch Leistung zu zeigen, dass er gerne in der Stadt, in der er seit längerem mit seiner Familie lebt, bleiben möchte. Das 6:2 gegen Köln hat das nach dem 0:6 in München deutlich gezeigt. Aber wenn's mal so einfach wäre. Durch Leistung überzeugen! Könnte ja jeder kommen. Passt zum HSV. Will aber nicht jeder kommen. Egal. 1899 wie immer: Alles eine Frage des Wetters und des Biorhythmus'. TSG - HSV 1:3. Marco Pezzaiuolis (ja, der schreibt sich wirklich so!) Trainerbank ist sicher. Wer will schon in den Kraichgau? Eben. Michael Oennings Trainerbank steht beim Hamburger SV. Ist also so sicher wie die Rente.
Am Sonntag spielt der 1 FC Köln daheim gegen den 1.FC Nürnberg. Der Club hat die Hatz auf den Europa-League-Platz 5 noch nicht aufgegeben. Warum auch? Zwei Punkte auf Mainz, das bekanntlich am Samstag zu Hause mal wieder vergeigt. Dumm nur, dass die Clubberer diese Chance nicht nutzen können. Spielen ja in Köln - und der FC gewinnt in letzte Zeit zu Hause ganz gerne mal. Sonst könnte er die Klasse ja nicht halten, als die mit Abstand schlechteste Auswärtsmannschaft. Kölle - Nürnberg 2:1. Markus Schaefers Trainerbank ist so sicher wie eine Bank in Köln eben ist. Aber er hat Glück: Hennes Weisweiler und Rinus Michels sind tot und Christoph Daum hat in Frankfurt unterschrieben. Könnte für die Hinrunde 2001/2012 reichen. Nürnbergs Trainerbank ist sicher. Zumindest so lange, bis Michael A. Roth zwei Teppiche zu wenig verkauft. Oder drei Fans nach der Heimniederlage gegen den VfL Bochum "Hecking raus!" rufen. Also bis Weihnachten.
Der 28. Spieltag wird mit der lustigsten Begegnung perfekt abgerundet. Felix Magath gegen Christoph Daum. Schalke gegen Köln. Ähem, Wolfsburg gegen Frankfurt. So. Grafite hat noch acht Tore offen, die sein Lieblingstrainer kürzlich von ihm bis Saisonschluss einforderte. Frankfurt ist keine Eintracht, war keine Eintracht und wird auch keine Eintracht mehr. Zumindest nicht in dieser grottig laufenden Spielzeit. Die Mannschaft wollte angeblich Skibbe behalten. Das konnte man auf dem Platz aber nicht sehen. Die Mannschaft wollte nicht Christoph Daum. Wurde aber nicht gefragt. Kann man aber sehen: VfL - Eintracht 2:0. Magaths Bank ist sicher, weil VW erst in der nächsten Saison wieder Abfindungen für leitende Angestellte abschreiben kann. Daums Bank ist so sicher wie die Laufzeit des Vertrages lang: acht Wochen.
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