Dienstag, 8. Dezember 2009

Die zwei Türme

Die Frage des Pförtners war kurz und eindeutig: "Ost oder West?". Wollte spontan und aus dem Bauch heraus natürlich sofort "West!" antworten. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich selbstredend immer sofort "West" statt "Ost" sagen. Das war übrigens schon vor J.R.R. Tolkien und auch vor 1989 so. So.

Die zwei Türme stehen gar nicht in Mittelerde, sondern in Münster.

(Foto gefunden auf und verlinkt mit: uni-muenster.de/)

Abba man hat ja im Leben leider nicht immer die Wahl. Schomma gar nicht, wenn man dort sein muss, weil irgendwelche Ärzte das so verordnen. Abba ich hatte Glück, mehrfach. Kam mir vor wie Frodo: Ich wusste zwar nicht, wo genau mein Ziel liegt, weil ich schließlich zum ersten Mal zu den zwei Türmen kam (muss man auch erstmal schaffen, in 24 Jahren vor Ort), abba mein Ziel war wirklich der West-Turm, wo ich einen kranken Kumpel besuchen durfte. Soviel zu meinem Befinden. Mein Kumpel hatte bis jetzt auch Glück, sagt man. Sonst wäre er ja schon in gar keinem Turm mehr. Aber diese Wendung sparen wir uns hier an dieser Stelle jetzt mal. Okay? Okay.

Dauert übrigens etwas länger, bis man dann mal im Krankenzimmer steht. Hatte mir mein Kumpel am Telefon vorher schon gesagt, dass ich mich vermummen müsse. Komisch, dachte ich noch, das war früher verboten. Abba das ist eine ganz andere Geschichte. Abba vor der Vermummung steht ersma die Desinfektion. Nicht des ganzen Körpers (hatte auch gerade schon geduscht), abba der Hände und zwar nach Vorschrift. Sind acht Schritte und man muss aufpassen, dass bis dahin die blaue Suppe auf den Händen nicht längst verdampft ist. Ich wasche also meine Hände zur Abwechslung mal nicht in Unschuld, sondern in blauer Desinfektions-Lösung. Dann rein ins Rondell, wo mich zwei blutjunge Krankenschwestern erwarten. Mehr oder weniger. Denn die hatten alle Hände voll zu tun.

(Foto
gefunden
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und
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mit:
 
medchrom.com/)
Ich frage also, wie ich mich denn vermummen solle und vor allem womit, denn außer einer handelsüblichen Kapuze hatte ich nix bei mir. Eine der patenten Einsatzkräfteholt mir also einen hellblauen Kittel, den ich dann auch überstreife. War doof zu knöpfen, von links nach rechts - und ich dachte noch, gut, ist halt so, müssen Frauen ja immer schaffen, das wird schon gehen. War gerade mühsam fertig, da guckt mich die eine Schwester an und muss lachen. Ich dachte, ja schon klar, das sieht lustig aus, so ein Kugelblitz in hellblau - abba eigentlich müsste mir die Farbe ganz gut stehen.


Ich sage: "Lustig, woll?!" Und sie sagt, "Ja. Sehr." Und: "Die werden hinten geknöpft und nicht vorne." Na, toll. Wer soll das denn wissen, bei seinem Debüt? Egal. Ich widder raus aus dem Leibchen, und umgekehrt rein. Das will man ja eigentlich gar nicht, in so ne Jacke rein, die hinten zugemacht wird. Abba wenigstens hatten die Ärmel keine Überlänge. Und wurden hinten auch nicht noch extra fremdverschnürt. Dann noch einen Mundschutz, den ich selbstredend im ersten Versuch auch noch falsch rum (mit dem Metallbügel für den Nasenrücken nach unten) aufsetzte. Lustig, woll? Naja, die Schwestern hatten jedenfalls ihren Spaß. Und ich verlor meine Befangenheit. Win-Win-Situation nennt man das wohl.


(Foto gefunden auf und verlinkt mit: gastro-zacher.com/)

Abba dann fühlte ich mich zwar äußerlich gewappnet, abba war es dann innerlich natürlich doch nicht, als ich erstmals vor dieser Tür stand. Habe etwas gebraucht, bis ich widder wusste, dass man zuerst anklopft, bevor man die Klinke runterdrückt. Fiel mir dann abba doch noch ein. Manche Dinge sind halt wie Schwimmen und Radfahren. Gut so. Ich klopfe also und höre eine mir wohlbekannte Stimme, "Herein!" rufen. Alte Schule, dachte ich und drückte die Klinke.

(Fortsetzung folgt. Vielleicht.)

1 Kommentar:

Carsten Vogel hat gesagt…

Gottseidank ist währenddessen niemand reingeflogen...