Sonntag, 14. November 2010

Womöglich die Wende

Der 12. Spieltag der Fußball-Bundesliga brachte es mit dem Topspiel am Samstagabend endgültig an den Tag: Mainz 05 steckt in einer veritablen Krise. Fünf der letzten sechs Spiele gingen verloren, die letzten drei Heimspiele in Folge und zu Null. Dazu das Aus im DFB-Pokal in Aachen. Die Boygroup aus Rheinhessen nimmt sich offenbar ein Sabbatical  - und rutschte nach dem 0:1 gegen Hannover sogar hinter die punktgleiche Werkself aus Leverkusen auf den nunmehr dritten Rang ab. Da sagt der BVB artig 'Danke' und liegt nun schon satte sieben Punkte vor dem Verfolger-Duo. Wieviele Punkte vor den Bayern? Keine Ahnung, aber wen interessiert das eigentlich noch?

Die schwarz-gelbe Rasselbande aus dem Ruhrpott scheint zur Zeit nur von sich selbst gebremst werden zu können. Oder von Leverkusen. Aber das Spiel - es war die bislang einzige (Heim-)Niederlage des BVB - kommt erst wieder am 18. Spieltag auf den Plan. Jedenfalls war der HSV in Dortmund ohne echte Chance. Dortmund spielte geduldig und setzte gekonnt die beiden Tore. Nicht schlecht, diese U23 von Jürgen Klopp. Und Leverkusen? Bayer 04 gewann verdient auf dem Kiez und St. Pauli nähert sich so langsam den ehedem angestammten Tabellenplätzen. Drei Punkte sind es noch auf einen Abstiegsplatz.

Nur noch einen Punkt entfernt liegt der andere Aufsteiger aus Kaiserslautern von der Gefahrenzone entfernt. Im Duell der Tabellennachbarn holte der FCK auf dem Betzenberg einen 0:3-Rückstand in der letzten halben Stunde auf. Wie sagt man da so schön? Ein Sieg der Moral, die Mannschaft hat Charakter gezeigt - rhabarber, rhabarber. Dann muss man sich vielleicht aber auch mal die Frage stellen, wo Charakter und Moral in der ersten Stunde waren. Unangenehme Frage? Mag sein.

Womit wir auch schon - nahezu unvermeidlich - bei Werder Bremen wären. Wenn ein 0:0 zu Hause gegen Frankfurt allen Ernstes vor den Mikrophonen als Erfolg verkauft wird, weiß man, dass das Selbstvertrauen der Rautenträger momentan einwandfrei aus Bodenhaltung kommt. Schon klar: Gemessen am 0:6 in Stuttgart war Werder, nun ja, dezent verbessert - zumindest in der Abwehr. Und die Mannschaft bemühte sich. Und erarbeitete sich diverse Torchancen. Und spielte nicht gegen den Trainer. Ist das die Wende? Womöglich.

Werder wird ja gerne mal liebevoll als "Wundertüte" beschrieben, weil man nie weiß, was man an welchem Spieltag kriegt. Aber eigentlich trifft das genauso auf die weißen Rautenträger zu: Borussia Mönchengladbach, auch liebevoll "die Schießbude der Liga" genannt, gewann nach neun sieglosen Spielen in Folge endlich mal wieder und dann gleich so: 4:0. In Köln. Beim Lieblingsfeind. Und erstmals zu Null! Wahnsinn. Jetzt können die Zeitungen endlich nicht mehr schreiben, dass die Fohlen drei Tore im Schnitt kassieren. Sind jetzt nur noch 2,75. Dafür schießt Gladbach aber auch 1,75 pro Spiel. War das nun die Wende? Womöglich.

Zumindest aber verließ die wahre Torfabrik den letzten Tabellenplatz, auf dem nun der 1.FC Köln residiert. Der Gegner, der ja bereits den Trainer wechselte, war darob so perplex, dass er dem Interimscoach erstmal den Rücken stärkte. Scheint der Markt wohl derzeit nicht viel herzugeben. Und es reißt sich ja auch nicht gerade jeder um den Trainerjob in Köln.

Apropos: Beneidet derzeit eigentlich noch irgendwer Felix Magath? Oder Steve McClaren? Schlecht vorstellbar. Wer will sich schon mit Pierre Littbarski und Bernd Hollerbach als Co-Trainern rumschlagen? Eben. Mag vielleicht von der Papierform des Kaders oder der Zahl mit den vielen Nullen auf dem Gehaltsscheck her reizvoll wirken, aber auf dem Platz ist es doch häufig genug zum Haareraufen und Mäusemelken, was die hochbezahlten Vollprofis da so auf die Grasnarbe fräsen. Zum Spiel Wolfsburg - Schalke vielleicht nur soviel: Sieht der Schiri das Handspiel von Huntelaar, gewinnt der VfL Wolfsburg 2:1. Macht der Huntelaar noch zwei seiner anderen gefühlten 67 Großchancen rein, verliert der VfL Wolfsburg mit 2:3 - wie es das Gesetz der Serie eigentlich nach dem 2:0-Vorsprung der Heimmannschaft erfordert hätte. Aber nicht mal darauf ist noch Verlass!

Genauso wenig wie auf 1899 Hoffenheim. Gegen den SC Freiburg gab es im badischen Duell eine 0:1-Heimschlappe. Freiburg liegt jetzt drei Punkte hinter Leverkusen und Mainz auf dem vierten Platz, was einer mittelprächtigen Sensation gleich kommt.

Weniger durfte der 3:0-Sieg des FC Bayern gegen Nürnberg überraschen. Der bayrische Radioreporter überschlug sich vor Freude und trompetete in die Welt, dass die Aufholjagd am 12. Spieltag also endlich begonnen habe. Der Rekordmeister hat als Sechster immer noch zwölf Punkte Abstand auf den BVB.

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