Am 29. Spieltag der Fußball-Bundesliga reibt sich die Liga immer noch die Augen. San Siro. Guiseppe-Meazza-Stadion. Inter 2, Schalke 5. Mit einer verstärkten B-Elf. Der letzte Vertreter im europäischen Wettbewerb trägt Königsblau und reimt sich auf Alke. Die Knappen stehen kurz vor dem Einzug ins Semifinale der großen Gelddruckliga. Magath sei Dank. Tschuldigung. Rangnick sei Dank. Oder ist doch Horst Heldt der heimliche Macher des Umschwungs? Man weiß es nicht.
Fast schon lästig, dass am Wochenende wieder ein störendes Liga-Spiel ansteht. Lustig allerdings, dass zu diesem Zweck der VfL Wolfsburg mit seinem neuenalten Coach Felix Magath in die Veltins-Arena kommt, um mit seinem Nachfolgervorgänger Ralf Rangnick und seinem ehemaligen Co-Trainer Seppo Eichkorn freundliche Worte zu wechseln. Dass Alexander Baumjohann seinem Ex-Trainer, der ihn in die "Strafkolonie Albert Streit" (Wolff Christoph Fuss) in die Regionalliga West verbannte, um den Hals fallen wird, gilt als eher unwahrscheinlich. Schalke gegen Wolfsburg scheint von der Papierform her klar. Aber diese Form ist in dieser Saison der unbegrenzten Möglichkeiten bekanntlich das Papier nicht wert, auf dem sie steht. Was will uns der Autor mit diesen Zeilen sagen? Man weiß es nicht. Schalke - Wolfsburg 4:1.
Den Auftakt machen heute unter Flutlicht im ehemaligen Frankfurter Waldstadion, das längst wie eine gelbe Bank heißt, die beiden Kellerkinder Eintracht Frankfurt und Werder Bremen. Der SV Werder zeigte sich zuletzt zwar auf dem Platz stabiler, nicht aber in der Punktausbeute, wo es ja eigentlich maßgebend ist. Beim direkten Tabellennachbarn, der nur einen Punkt hinter den Rautenträgern rangiert, ist ein Dreier so etwas wie ein entscheidender Schritt in Richtung Planungssicherheit. Für die 1. Liga, versteht sich. Sieht Christoph Daum übrigens genauso. Im Falle des Klassenerhalts mit den Hessen verlängert sich sein fürstlich dotierter Vertrag schließlich um zwei Jahre. Und das kostet die Eintracht dann 12 Millionen Euro. Hat halt alles seinen Preis. Eintracht - Werder 2:3.
In Hamburg beklagte sich der juvenile HSV-Coach Michael Oenning zuletzt darüber, dass man bei 4 Grad trainiert habe und dann in Sinsheim bei 28 Grad spielen musste. Warum sollte Wetterfühligkeit unter Fußball-Profis auch kein Thema sein? Eben. Nach dem furiosen 6:2 gegen Köln gab es also ein sehr torloses 0:0 bei 1899. Was den HSV auch nicht direkt weiter brachte. Vier Punkte Rückstand sind es auf den fünften Platz, der bekanntlich für einen Start in der kleinen Gelddruckliga berechtigt. Also müssen wieder Punkte her. Am besten drei. Helmut Schulte sagte mal, dass Fußball ganz einfach und schön sein könnte, wenn nur der Gegner nicht wäre. Könnte auch am Samstag um 15.30 Uhr im ehemaligen Hamburger Volksparkstadion, das längst wie Irgendwas heißt, zutreffen. Es reist der Deutsche Meister (nur der BVB) an. Der zuletzt gegen Hannover aus einem 0:1 in rund vier Sekunden ein 4:1 machte und sich für die Meisterfeiern rüstet, die allen Prognosen nach bis 2014 dauern werden. Dortmund will gewinnen, der HSV will gewinnen. Was kommt also dabei raus? Richtig. HSV - BVB 2:2.
Der SC Freiburg konnte sich nach Bekanntgabe des Trainerwechsels zur nächsten Saison lediglich noch auf drei Wörter verlassen: Papiss. Demba. Cissè. Der Torjäger, dessen lukrativer Wechsel nach der Saison als unvermeidlich gilt, trifft aus den unmöglichsten Lagen mit verblüffender Präzision. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man ihn für einen Schweizer halten. Auch im Heimspiel gegen 1899 soll es die irgendwie einzige Sturmspitze des SC wieder richten. Soll warm werden in Freiburg. Das mag 1899 nicht. SC - 1899 2:0.
In Niedersachsen gab es zuletzt Meinungsverschiedenheiten zwischen einem bekannten Hörrohr-Fabrikanten und einem nicht unbekannten Fußball-Lehrer. Martin Kind will sich in der nächsten Saison mit 96 unbedingt in der Champions League gegen hohes Schmerzensgeld verhauen lassen, Mirko Slomka ist dagegen so clever, lieber gegen ein etwas niedrigeres Startgeld in der Europa League anzutreten und eventuell sogar mithalten zu können.
Aber 96 hat es nicht mehr selbst in der Hand: Einen Punkt und 26 Tore hinter den Bayern liegend müssen die Weinrot-Golden-Schwarzen jetzt nicht nur selbst gewinnen, sondern auch auf einen weiteren Blackout des lustlosen Rekordmeisters warten. Und selbst gewinnen ist am Samstag auch alles andere als einfach: Mainz 05 kommt. Der Karnevalsverein aus Rheinhessen ist allerdings auch weit entfernt von der Euphorie des ersten Saisondrittels, aber immer noch ein starker Gegner - gerade auswärts. Könnte spannend werden. Denn Mainz will seinen Drei-Punkte-Vorsprung auf Nürnberg auch verteidigen, um in der nächsten Spielzeit erstmals europäisch spielen zu dürfen. 96 - 05 2:2.
Es heißt immer, wenn der Club und Bayern München gegeneinander spielen, es käme zum Derby. Wer aber je einen Franken Bayer nannte, der weiß, dass es ganz so einfach nicht ist. Bayern-Derby? Eher nicht. Franken-Derby? Wohl kaum. Es kommt also zum Regionalklassiker zwischen dem Club aus dem mitten in Bayern verorteten fränkischen 1.FC Nürnberg und dem FC Bayern aus der mitten in Bayern liegenden Metropole München. Drei gegen sechs, der Club will im Kampf um die europäischen Startplätze noch mal angreifen. Die Bayern wollen mit nicht vorhandenen Zähnen und Klauen den dritten Platz verteidigen, um auch in der nächsten Saison wieder die Lizenz zum Gelddrucken zu bekommen. Schwieriger Kick beim Club, denn der Underdog ist spielstark. FCN - Bayern 2:1.
Der Fußball-Kneipensender Sky hat ein sicheres Händchen für die Auswahl der Topspiele am Samstagabend um 18.30 Uhr. Mit traumwandlerischer Sicherheit haben die Münchener Macher deshalb für den Samstagabend das Kellerduell VfB Stuttgart gegen den 1.FC Kaiserlautern ausgeknobelt. Beide trennt nur ein Zähler. Beide drohen mit einer Niederlage wieder auf den Relegations- oder sogar zweiten Abstiegsplatz zu rutschen. VfB - FCK 3:1.
Der Fußball-Kneipensender Sky hat ein extrem sicheres Händchen für die Auswahl der Topspiele am Sonntagnachmittag. Häufig genug werden hier Spiele versendet, die die Republik nicht braucht, sagen wir mal Wolfsburg gegen Hoffenheim. Keine Gefahr für die Käsesahnetorte von Tante Irmgards Fünfundsiebzigsten. Nicht so am Sonntag um 15.30 Uhr, wo die Münchener Macher mit traumwandlerischer Sicherheit das rheinische Derby zwischen dem ersten Absteiger VfL 1900 Borussia Mönchengladbach und dem 1.FC Köln ausgelost haben. Tschuldigung, Tante Irmgard, die Torte wird am Sonntag trocken. Gladbach holt in dieser Saison mit großer Beharrlichkeit Punkte, mit denen man nicht rechnet, um die wichtigen hernach großzügig zu verschenken. Köln holt die Punkte nur zu Hause und müsste als schlechteste Auswärtsmannschaft seit es Schokolade gibt eigentlich zur Strafe absteigen. Was aber bei sieben Punkten Vorsprung bei noch sechs ausstehenden Spielen eher unwahrscheinlich ist. Gladbach weiß unter Favre wieder, was Ordnung bedeutet. Und wie süß Heimsiege schmecken. VfL - FC 4:0.
Zum Abschluss des Spieltages serviert uns Sky das himmlische Duell zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem FC St. Pauli. Papierform? Klare Sache. Realität? Klare Sache. Bayer 04 - Kiez 5:1.
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