Samstagmorgen. Unterwegs auf der Einkaufsstraße. Es ist früh, die Geschäfte öffnen erst in einer guten halben Stunde. Mir fällt ein etwas abgerissener Typ auf. Abgewetzter Anzug, der vor achteinhalb Kilo mal gepasst haben muss. Er schiebt müde ein altes Lastenfahrrad vor das Schaufenster eines Textildiscounters. Denke: "Ah, die Jungs von der Draußen* sind abba heute früh unterwegs!" Und: "Hm, der Verkäufer kommt Dir so bekannt vor."
Ich grüble weiter, ob das mein Lieblings-Verkäufer ist oder einer, den ich nur etwas länger nicht gesehen habe - und frage mich schon, wo der denn so lange gesteckt hat und ob er zwischenzeitlich mal ne Wohnung gefunden hatte und jetzt widder auf Trebe ist undsoweitaundsofort. Und gucke dann nomma hin und da fällt es mir plötzlich widder ein: Mööönsch, das ist doch dein alter Tutor aus dem Soziologie-O-Kurs Mitte der 80iger Jahre. Scheiße, ist der runtergekommen. Akademiker und lebt auf der Straße. Jungejunge.
Gucke jetzt noch interessierter noch genauer hin, da packt er rote Fähnchen, Luftballons und bunte Flyer auf den Tapeziertisch. Und da fiel es mir wie Schuppen aus den nicht vorhandenen Haaren: Ganz schön runtergekommen, der Wahlkampf für den SPD-Ortsverein Mitte.
* Unsere heimische Obdachlosenzeitung, die - seit die Stadt Münster ihre Zuschüsse gestrichen hat - schwer ins Trudeln geraten ist. Sehr unterstützenswert, da die Draußen, neben der Ultimo vielleicht, eine der wenigen objektiven und kritischen publizistischen Stimmen in Münster ist.
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