Donnerstag, 11. März 2010

Hauptsache, Bochum gewinnt!

Zum Auftakt des 26. Spieltags in der Fußball-Bundesliga könnte das passieren, was - außer in der Veltins-Arena und in ein paar Wohnzimmern - eigentlich niemand haben will. Schalke 04 - eine der effektivsten, aber leider auch langweiligsten Mannschaften in der Spitzengruppe der Liga - könnte für zumindest 23 Stunden erstmals seit recht langer Zeit mal wieder Spitzenreiter werden. Die Knappen gelten seit der ersten Niederlage Leverkusens am letzten Spieltag ohnehin als geheimer Geheimfavorit auf den Titel in dieser Saison.


Unten rechts: natürlich Jupp Tenhagen, oben Mitte: Jochen Abel. Unten rechts könnte Wolfram Wuttke sein, der meines Wissens aber nie in Bochum kickte. Oben links Rakete Eggeling, der eigentlich Werner hieß. Und oben rechts den Typen kenne ich auch, abba mein Langzeitgedächtnis streikt an dieser Stelle dummerweise. Und den Afro unten Mitte kenne ich auch, abba hier wird's finster in meinen grauen Windungen. Wer kann helfen?

(Fotto, vermutlich aus den späten 70er oder frühen 80er Jahren, gefunden auf und verlinkt mit: scudettoblog.de/)

Weil Bayern durch die Dreifachbelastung aus Pokal, Champions League und Liga ohnehin nicht auf irgendeinen weiteren Meistertitel, sondern lediglich auf die direkte Quali für die Gelddruck-Liga fixiert und Leverkusen durch die Angst vor dem Leistungsknick längst mitten drin ist, stehen die Chancen für die Teenie-Truppe eines gewissen Felix Magath in dieser Saison günstig wie nie. Das weiß auch der Meistertrainer aus Stuttgart und Wolfsburg, der zwar gewohnt tiefstapelt. Der aber auch weiß, dass der Spielplan seine Mannschaft noch zuhause gegen die Bayern antreten lässt, weshalb die zwei Punkte Abstand nicht das größte Problem sein dürften. Eher die Medien, die längst Morgenluft gewittert haben und Schalke längst auf der (Meister-)Rechnung haben. Muss man auch, ob man das nun gut findet oder nicht.


Ach ja: S04 hat aber am Freitagabend unter Flutlicht übrigens noch einen Gegner. Und der kommt aus Stuttgart und spielt um die direkte Quali für die kleine Gelddruckliga. Und hat schon sieben Punkte Abstand auf Dortmund und den begehrten fünften Rang. Und der VfB ist nicht nur stark und brandgefährlich, sondern durch die Champions-Legaue-Spielplan-Entzerrung auch noch ziemlich ausgeruht. Und mit Jens Lehmann steht zudem einer der legendären Ex-Eurofighter der Blau-Weißen in seiner voraussichtlich letzten Saison zwischen den Stuttgarter Pfosten. Könnte also eine harte Nuss für Schalke werden. Es wird also so laufen wie immer: Cacau trifft in der ersten Hälfte zweimal Pfosten und Latte, Progrebniak versemmelt vier Hochkaräter und Kuranyi macht dann aus dem Nichts in der 88. Minute das unverdiente 1:0. Aus abseitsverdächtiger Position. Schalke ist Spitzenreiter, hat Blut geleckt und weiß dann auch ganz sicher, dass in dieser Saison wirklich alles möglich ist. Auch das Unaussprechliche. Wetten, dass?


Es finden übrigens auch noch andere Spiele statt. Der BVB muss die B1 hochfahren, um nach zwanzig Minuten wieder abrupt abzubremsen. Denn dann ist die Elf von Jürgen Klopp schon am Ruhrstadion in Bochum angekommen. Nachdem Heiko Herrlich nach neun Spielen ohne Niederlage wieder mal den bitteren Geschmack einer zudem noch unnötigen Niederlage (1:4 in Wolfsburg) schmecken musste, wird er seinen VfL gegen den großen Nachbarn BVB mal wieder top einstellen. Was von Erfolg gekrönt sein dürfte. Bochum (14., 27) schlägt Dortmund, um endlich mit dem lästigen Abstiegskampf nichts mehr zu tun haben zu müssen.


Apropos: Hertha (18. Platz, 15 Punkte) will gegen Nürnberg (15., 21) mal wieder seine mal wieder letzte Chance nutzen, um endlich entscheidenden Boden gutzumachen. Freiburg (17., 20), seit letzter Woche auf einen direkten Abstiegsplatz abgerutscht, will das natürlich auch. Dumm nur, dass das Auswärtsspiel am Samstagabend in die Münchner Allianz-Arena führt. Hannover (16., 20) will schließlich den Dreier aus Freiburg vergolden und erwartet Eintracht Frankfurt (8., 35), das trotz der Klatsche gegen Schalke immer noch nach Europa schielt. Mein Vatta hätte gesagt, "Pass bloß auf, dass dir die Augen nicht so stehenbleiben." Große Gefahr für die Hessen!


Apropos: Werder Bremen (6., 39) will am Sonntag in Hoffenheim möglichst dreifach punkten, um sich auch in dieser Saison ohne Umweg wieder direkt für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren zu können. Und der in dieser Saison beste Aufsteiger Mainz 05 (9., 35) hat zwar offiziell keinerlei Ambitionen auf Platz 5, würde aber auch nicht "Nein" sagen, wenn es denn geschieht. Zudem kann die Tuschel-Truppe total befreit aufspielen und will nach den ersten Heimpfiffen vor zwei Wochen diesmal gegen Köln wieder gewinnen. Das kann sich der FC (13., 27) aber so gar nicht erlauben. Schließlich haben sich die anderen Kellerkinder seit letzter Woche entschlossen, einfach mal zu punkten, um sich am eigenen Schopf aus dem tiefsten Sumpf zu ziehen. Sieben Punkte wirken aus der Distanz eigentlich recht beruhigend, sind aber genau genommen auch ganz schnell aufgebraucht. Sind immerhin noch neun Spiele.


Das sollte sich auch Borussia Mönchengladbach ins grün-weiß-schwarze Stammbuch schreiben lassen. Die Fohlen spielen schon seit zwei Wochen mit ihren, zugegeben, 30 Punkten so, als brauchten sie keinen Punkt mehr. Da würde ich mich aber nicht drauf verlassen. Im Heimspiel gegen Wolfsburg muss auf alle Fälle eine andere Einstellung her, als zuletzt in Dortmund, sonst gibt es wieder mächtig auf die Mütze.


Was vergessen? Ach ja: Leverkusen. So schnell geht das, wenn man nur noch Tabellendritter ist. Bayer 04 (3., 50) tritt am Sonntagabend zum Abschluss des Spieltags zuhause gegen den HSV (4., 43) mit Ex-Trainer Bruno Labbadia an. Und der dürfte nichts dagegen haben, in der BayArena zu punkten - am liebsten dreifach, um vielleicht doch noch in die große Gelddruckliga zu gelangen. Und am Rhein geht die Angst vor der Krise um, was zumeist bestes Zeichen dafür ist, dass sie längst begonnen hat. Spannend!

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