Montag, 29. März 2010

Tor in Berlin

So. Jetzt ist es also passiert. Das, was keiner haben wollte. Selbst Felix Magath nicht. Glaubt man jedenfalls Felix Magath. Tabellenführer ist Schalke 04. Sechs Wochen zu früh. Nach dem 2:0 beim wieder mal in der entscheidenden Phase der Saison schwächelnden TSV Bayer 04 Leverkusen steht der "schlechteste
Tabellenzweite der Bundesliga" (Peter Neururer) jetzt schon da, wo ihn seine Fans seit 52 Jahren eigentlich immer sehen wollen.

Möglich machte das nicht nur die - zugegeben - starke Leistung der Königsblauen, sondern vor allem auch das Schwächeln der direkten Konkurrenten. Sowohl Leverkusen gönnt sich zu einem irgendwie unpassenden Zeitpunkt eine kleine Krise und verliert zweimal in Folge bei 0:5-Toren. Als auch der FC Bayern ist seit der Auslosung für das Viertelfinale in der Gelddruck-Liga von ManU elektrisiert und verliert ebenfalls zweimal in Folge. Diese Gunst der Stunde galt es zu nutzen - und nicht mehr, aber auch nicht weniger hat Schalke gemacht. So gehört es sich für einen  ordentlichen Verfolger.

Was der Sieg in Leverkusen und damit die Tabellenführung mit zwei Punkten Vorsprung auf den FC Bayern wert ist, wird sich schon in der kommenden Woche weisen, wenn der Rekordmeister zur Abwechslung mal zum direkten Duell beim Altmeister auf Schalke antritt. Mal sehen, in welchem Zustand Rasen und Teams sein werden. Bei Schalke hat man nicht den Eindruck, dass die Mannschaft in der entscheidenden Phase nachlässt. Im Gegenteil. Bei den Bayern scheint sich dagegen eine gewisse Rotations-Ratlosigkeit breit zu machen. Denn egal, wen Louis van Gaal von der Bank holt: Irgendwie sind alle gleich außer Form. Kein Wunder, wenn man Schwielen am Gesäß statt am Vollspann hat.

Genug an der Spitze schwadroniert. Dortmund träumt weiter von der Champions League und mogelt sich in Berlin zu einem Punkt. Denn egal, was der ehemalige TV-Experte Jürgen Klopp im Brustton der Überzeugung in die TV-Mikrophone trotzte: Das Tor von Gekas war regulär. Doch Hertha hätte sich diese Diskussionen selbst ersparen können und zu diesem Zeitpunkt längst 2:0 führen und einen eminent wichtigen Dreier einfahren müssen. Dann hätte auch Nuri Sahin in der Schlussminute ruhig treffen dürfen und keiner hätte gemeckert oder bei diversen Ex-Schiris nachgefragt. So trennen den BVB nach dem 0:0 nur noch vier Punkte von der Champions League - und wenn Leverkusen so weiterkickt, ist die Gelddruckliga wirklich erreichbar.

Unabhängig vom derzeitigen Leistungsvermögen des BVB, der in der Europa League leistungsmäßig ganz gut aufgehoben wäre. Aber es geht ja gar nicht um Sport, es geht ja um Kohle. Die hatte man früher im Ruhrgebiet selbst in Hülle und Fülle. Jetzt braucht man die dringender denn je. Auf Schalke und in Dortmund. Gut möglich, dass beide sich die aus Europa holen.

Werder bietet weiter großes Spektakel und viele Tore. Vorne und hinten. Weil dabei ein 4:2-Sieg gegen Nürnberg raussprang und der Erzrivale aus Hamburg weiter verliert (diesmal 0:1 in Gladbach), ist Werder gut im Rennen. Und der HSV muss aufpassen, dass ihm nicht auch noch der 6. Platz flöten geht. Stuttgart (2:1 in München) und Frankfurt (2:1 in Bochum) liegen nur noch einen Dreier entfernt und selbst Wolfsburg (2:0 in Mainz) hat nur vier Punkte Rückstand auf den wohl für die Quali zur Europa League ausreichenden 6. Platz. Aber der HSV und der VfL haben ja noch die Möglichkeit, einfach mal die Europa League zu gewinnen und sich als Titelverteidiger so direkt zu qualifizieren. Dann könnte übrigens auch noch der 7. Platz reichen. Dürfte Frankfurt freuen.

Im Niemandsland der Tabelle sind Mainz (38), Hoffenheim und Gladbach (je 34) mit der Saison so gut wie durch. Der 1.FC Köln schaffte mit dem hohen 4:1-Auswärtssieg in Hannover den erhofften Befreiungsschlag. Natürlich ohne Lukas Podolski. Bochum, Nürnberg - und wie erwähnt 96 - verloren und grübeln weiter, wer denn jetzt in die 2. Liga und in die Relegation muss. Freiburg und Hertha holten zumindest einen Punkt und haben das Feld noch ein klein wenig enger zusammengeschoben.

Bochum hat nur noch drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, den heute mal wieder der SC Freiburg belegt. Nächste Woche kommt es praktischerweise zum direkten Duell: Im Breisgau wartet der SC dann auf den VfL und spielt vielleicht schon mal einen Platz aus. Bochum hat sich zu einem irgendwie recht ungünstigen Zeitpunkt seine Krise genommen und viermal in Folge bei zarten 13 Gegentoren verloren. Und Hertha? Ist immer noch nicht ganz weg. Fünf Punkte auf den Relegationsplatz sind bei sechs noch ausstehenden Spielen immer noch drin. Aber mehr Spiele wird es definitiv nicht mehr geben. Das nur als kleiner Hinweis.

Was vergessen? Stimmt: Jogi Löw sollte wirklich nochmal mit Kevin Kuranyi sprechen. Denn wer Miro Klose derzeit über den Platz stolpern und Lukas Podolski auf der Bank schmoren sieht, kommt schon ins Grübeln, wer vom 11. Juni bis 11. Juli in Südafrika überhaupt noch die Kohlen aus dem Feuer holen soll. Also Kuranyi wieder mit dem Adler auf der Brust. Aber das ist so wahrscheinlich wie die Tatsache, dass Schalke Meister wird.

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