Donnerstag, 15. April 2010

Liga-Lotto: Zweimal 3 aus 5

Der 31. Spieltag der Fußball-Bundesliga sollte Klarheit in die Fragestellung bringen, welche zwei Vereine in der nächsten Saison neben Bayern München für
Deutschland in der begehrten Geldvermehrungs-Liga antreten dürfen. Wir erinnern uns mit Freude an die Hinrunde, als Borussia Mönchengladbach den schon damals favorisierten FC Schalke 04 klar bezwang. Schalke schaffte es dabei 88 Minuten lang nicht, ein 0:1 aufzuholen. Und die Vorzeichen haben sich in der Rückrunde nur unwesentlich verändert. Schalke spielt zuhause, müsste also eigentlich das Spiel machen. Schalke hat trotz der zwei Niederlagen in Folge lediglich zwei aufholbare Punkte Rückstand auf die Bayern, müsste also das Spiel machen -
und gewinnen. Aber mit den meisten Konjunktiven wird man kein Meister: Die richtige Borussia ist nach ihrem 2:0 gegen Frankfurt gesichert, kann befreit aufspielen und gewinnt auch auf Schalke.

Die Bayern erwarten als ausgeruhter Tabellenführer am Samstagabend im knallroten Gummiboot Hannover 96. Klare Sache, dachte man bis letzte Woche. Doch nachdem 96 mit der Dynamik eines Meteoriteneinschlags Schalke mit 4:2 nach Hause schickte, ist man sich an der Säbener Straße nicht mehr ganz so sicher. Hannover führt also lange mit 1:0 und verliert dann gegen Robbery noch mit 1:2 - Vergleiche zum Heimspiel der Bayern gegen Freiburg durchaus angebracht.

Und Bayer Leverkusen? Ach, Leverkusen! Die Werkself reist nach Stuttgart, zur besten Elf der Rückrunde. In Stuttgart bricht zwar derzeit die aktuelle Mannschaft so langsam auseinander, doch dem Erfolg tut das (noch) keinen Abbruch. Nur einen Punkt trennt die Schwaben vom sechsten Platz, der in der kommenden Saison an der Teilnahme in der Europa League berechtigt. Doch Leverkusen selbst liegt auch nur noch zwei Zähler vor dem BVB auf dem letzten zur Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League berechtigenden Platz. Und will den gerne behalten. Wer was dringender will, wird sich am Samstag um 15.30 Uhr auf der Baustelle in Stuttgart weisen, die mal ein Stadion werden soll.

Dortmund darf erst am Sonntag um 15.30 Uhr eingreifen, wenn es in der Fußball-Oper gegen 1899 Hoffenheim geht. Der Emporkömmling aus dem Kraichgau hat nach dem 0:2 gegen Köln erstmals den heftigen Unmut der eigenen Fans und Gönner zu spüren bekommen. Ob die verbale Kopfwäsche die zweifelsfrei technisch beschlagene Elf wieder in die Spur gehievt hat, wird sich auf dem Platz zeigen, wo es bekanntlich entscheidend ist. Die falsche Borussia ist nach dem überraschenden 0:1 in Mainz wieder in Zugzwang. Zwar sind zwei Punkte auf Leverkusen aufholbar, doch aus dem Augenwinkel sieht der BVB schon eine grün-weiße Raute im Anflug.

Werder Bremen hat nur noch ein Pünktchen Rückstand auf den BVB und drei auf Leverkusen und den begehrten 3. Tabellenplatz. Bremen tritt in Wolfsburg an und wird wohl volle Pulle auf Sieg spielen. Trifft sich gut, denn etwas anderes beherrscht die Mannschaft von Thomas Schaaf ohnehin nicht. Dumm nur, dass auch der Deutsche Meister den Dreier ähnlich dringend braucht, wenn er in der nächsten Saison international dabei sein will. Ein Heimsieg gegen den Nordrivalen aus Bremen würde also reichen, denn es sind nur zwei Punkte Rückstand auf den HSV aufzuholen.

Aber so ist das im Leben: Ein Rückstand ist nur dann aufholbar, wenn der HSV gegen Mainz nicht gewinnt. Durchaus denkbar, denn Hamburg hat im eigenen Stadion stets durchwachsen agiert. Allerdings ist der beste Aufsteiger auswärts auch nicht gerade die Granate. Vielleicht hilft dem HSV, dass er sich unter der Woche mal nicht auf Europas Plätzen bei torreichen Niederlagen verausgaben musste.



Fehlt was? Ach so: Der Tabellenkeller, in dem noch an insgesamt fünf Orten mehr oder minder schwach ein paar Teelichter leuchten. Fangen wir mal unten an: Hertha BSC (18., 22 Punkte) reist am Sonntag zum Abschluss des Spieltags nach Frankfurt, wo schon Schalke und Gladbach gewinnen durften. Die Berliner hatten schon so viele letzte und allerletzte Chancen, das es auf diese eine nun auch nicht mehr ankommt. Hertha gewinnt 4:0.

In Freiburg brennt ein Teelicht mehr. Dumm nur, dass der SC (17., 25) nun daheim gegen den 1.FC Nürnberg (14., 28) antreten muss. Freiburg kann zu Hause ungefähr so gut gewinnen, wie Schalke das Spiel machen kann. Dabei würde ein Heimsieg reichen, um den Abstand zu den sicheren Kellerplätzen auszugleichen. Nürnberg spielt dagegen alles in allem recht sicher und wird alles daran setzen, mit einem Auswärtssieg im Breisgau den ersten ganz großen Schritt in Richtung Klassenerhalt zu gehen.

Apropos Auswärtssieg: Der würde dem VfL Bochum (15., 28) am Freitagabend in Köln auch gut zu Gesicht stehen. Seit acht Spielen wartet der VfL nun schon auf einen Sieg, in Köln stehen die Chancen gut, dass die elende Warterei nun ein Ende hat. Schließlich sind die Rheinländer seit dem Sieg in Hoffneheim so gut wie sicher. Was heißt: Ihnen ist auf dem Platz mal wieder alles Schnuppe.

Bleibt Hannover. Aber wir erinnern uns: 96 führt bei den Bayern lange mit 1:0, hat diverse Großchancen zum 2:0 und 3:0 und nur Hans-Jörg Butt und der Pfosten verhindern mit Glanzparaden einen höheren Rückstand. Die zur Halbzeit eingewechselten Robbery-Zwillinge drehen mit einer direkt verwandelten Ecke und einem zweifelhaften Elfmeter in der 76. und 84. Minute noch das Spiel zum schmeichelhaften 2:1 für den deutschen Rekordmeister, Tabellenführer, Pokalfinalisten und Champions-League-Halbfinalisten - und bläst eines der drei Teelichter bei 96 wieder aus. Ailton würde sagen: "Sos Fusball".

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