"Er erinnerte sich, dass Onkel Leopold einmal erklärt hatte - als er wahrscheinlich beschwipst war und als Valdemar höchstens neun oder zehn gewesen sein konnte -, dass das Leben, im Gegensatz zu dem, was viele glaubten, nicht die ganze Zeit vor sich ging. Ein paar Stunden in der Woche, davon musste man ausgehen, vierzehn Tage im Jahr, nahm man alles zusammen. Und die restliche Zeit: graues, zähes, verdammtes Elend. Etwas vollkommen anderes. Wie kaltgewordene Grütze, während man auf den Kaffee wartete, oder eine hartnäckige Verstopfung. Aber es geht darum, hatte Onkel Leopold unterstrichen und mit seinem nikotingelben Zeigefinger Valdemar auf die Brust geklopft, es geht darum zu begreifen, wann es so weit ist. Voll dabei zu sein, wenn das Leben wirklich in Fahrt kommt. Ansonsten verpasst man ja irgendwie die ganze Chose."
(Håkan Nesser in: Das zweite Leben des Herrn Roos, München, 2009: 93)
(Foto von Håkan Nesser gefunden auf und verlinkt mit: upload.wikimedia.org/)
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