Dienstag, 7. April 2009

Bob Dylan über Barack Obama


Was hat Sie an ihm beeindruckt?

Nun, eine ganze Reihe von Dingen. Er hat eine interessante Familiengeschichte. Er ist wie eine Romanfigur, nur real. Seine Mutter kommt aus Kansas. Hat nie in Kansas gelebt, aber tiefe Wurzeln dort. Wie Kansas bloody Kansas, wissen Sie. John Brown der Anti-Sklaverei-Guerilla. Jesse James und Quantrill. Südstaatenguerilla, Partisanen. Wizard of Oz Kansas. Ich glaube, Baracks hat Jefferson Davis irgendwo in seinem Stammbaum. Und dann sein Vater. Ein afrikanischer Intellektueller. Bantu-, Massai-, Griot-Erbe – Viehdiebe, Löwenjäger. Ich meine, es ist einfach so widersinnig, dass diese beiden Menschen einander begegnen und sich verlieben sollten. Aber letztlich versteht man es doch. Und dann fesselt einen seine Geschichte umso mehr. Wie eine Odyssee, nur umgekehrt.

Was in seinem Buch würde Sie vermuten lassen, dass er ein guter Politiker ist?

Eigentlich nichts. In gewisser Weise könnte man meinen, dass das Politikgeschäft das Letzte ist, was diesen Mann interessieren dürfte. Ich glaube, er hatte eine Sekunde lang einen Job als Investmentbanker an der Wall Street und hat deutsche Wertpapiere verkauft. Aber wahrscheinlich hätte er alles Mögliche werden können. Wenn Sie sein Buch lesen, werden Sie sehen, dass die Welt der Politik zu ihm gekommen ist. Sie stand ihm offen.

Glauben Sie, dass er ein guter Präsident wird?

Ich habe keine Ahnung. Er wird der beste Präsident werden, der er sein kann. Die meisten treten das Amt mit besten Absichten an und verlassen es als geschlagene Männer. Johnson ist ein gutes Beispiel dafür... Nixon, Clinton, auf eine Art, Truman, all die anderen weiter in der Vergangenheit. Es ist, als ob sie alle zu nah an der Sonne fliegen und sich verbrennen.

(Auszüge aus dem einzigen Interview, das Bob Dylan im Vorfeld seines am 24. April erscheinenden neuen Albums "Through Life" (Sony Music) gab.)

Fundort: Der SZ-Musikblog von Johannes Waechter

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