Freitag, 3. April 2009

Völlig normal

Einige der geneigten Leser von NiN kennen diese Rubrik bereits: Jede Woche stellen Leser im Magazin der Süddeutschen Zeitung (liegt jeder Freitagsausgabe bei) einem Ethik-Experten eine Gewissensfrage. In dieser Woche ist das erstmals eine Frage, die sogar ich an Stelle des Moral-Apostels Dr. Dr. Rainer Erlinger - mit nur einem Wort - beantworten könnte.

»Ich schaue oft am Samstagnachmittag mit Freunden die Fußball-Bundesliga. Einige von ihnen sind Fans des FC Bayern, der ja nun nicht sein bestes Jahr erlebt und im DFB-Pokal schon ausgeschieden ist. Meine Frage: Ist es unmoralisch, wenn ich mich freue, dass Bayern München eine Klatsche bekommt? Ist Schadenfreude unter Fußballfans akzeptabel?«
Olaf Ü., Nürnberg



Natürlich. Vor allem wenn es um den FC Bayern München geht. Ich selbst erinnere mich mit einem wohligen Gänseschauer an meine Lieblings-Niederlage des vorgeblich beliebtesten, aber in Wahrheit eben auch den am meisten verhassten Fußball-Clubs Deutschlands: Es war der 26. Mai 1999, als die Arrogantlinge aus Oberbayern im Finale der Champions League bis zur 91. Minute gegen Manchester United durch ein frühes Tor von Mario Basler (6.) mit 1:0 führten, zweimal den Pfosten trafen und sich bereits im Besitz der wichtigsten Vereinstrophäe der Welt wähnten, als ManU durch Tore von Teddy Sheringham und Ole Gunnar Solskjaer - jeweils nach Ecken von David Beckham - das Spiel in der Nachspielzeit noch sensationell drehten und Leute wie Stefan Effenberg, Carsten Jancker und Sammy Kuffour weinend auf dem Platz zurück ließen, während der Englische Meister im Konfetti-Regen zu "We Are The Champions" den Pott in den Abendhimmel reckte. Es war eines der begeisterndsten Fußballspiele, die ich vor dem Fernseher je erleben durfte. Also: Ein klares "Ja".

Ach ja: Was Dr. Dr. Rainer Erlinger heute wirklich antwortete, steht hier.

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